Journalistenpreise
KNA

Deutsche Welle zeichnet georgische Journalistin Tamar Kinzuraschwili mit Pressefreiheitspreis aus

Für ihren Einsatz gegen Desinformation und autoritäre Mediengesetze erhält Kinzuraschwili den Freedom of Speech Award.

Bonn/Tiflis (KNA) – Die georgische Journalistin Tamar Kinzuraschwili (55) erhält in diesem Jahr den Freedom of Speech Award der Deutschen Welle. Das gab das Medienhaus am Dienstag in Bonn bekannt. Sie werde für ihr Engagement gegen Hassrede und Desinformation ausgezeichnet.

 

Kinzuraschwili hatte nach dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Georgiens lange als Journalistin gearbeitet. Seit 2014 widmet sie sich dem Kampf für verlässliche Informationen und ist vor allem als Faktencheckerin tätig. Als Geschäftsführerin leitet sie die Stiftung für Medienentwicklung in der georgischen Hauptstadt Tiflis.

 

„Ihre Bemühungen zur Bekämpfung inländischer sowie internationaler Propaganda sind unentbehrlich für die Presse- und Meinungsfreiheit sowie das Vertrauen in freie Medien“, sagte der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg. Georgien befinde sich derzeit am Scheideweg, so Limbourg weiter: „Ein Parlament ohne aktive Opposition, ein eingefrorener EU-Beitrittsprozess und neue autoritäre Mediengesetze, die wir so schon aus Russland kennen.“

 

Gesetz gegen „ausländische Agenten“

Im vergangenen Jahr hatte die russlandnahe Regierungspartei in Georgien ein Gesetz erlassen, das Medien und Organisationen zwingt, sich als „ausländische Agenten“ zu registrieren, wenn sie mindestens zwanzig Prozent ihrer finanziellen Mittel aus dem Ausland erhalten. Proteste gegen den Kurs der Regierung wurden eingeschränkt – ebenso wie die Meinungsfreiheit.

 

Die Stiftung, für die Kinzuraschwili tätig ist, ist komplett von ausländischem Geld abhängig. Weil sie sich aber dennoch nicht registrieren will, drohen der Journalistin rechtliche Konsequenzen bis hin zur Verhaftung. Sie fühle sich heute in Georgien bedroht, so Kinzuraschwili: „Die Regierung versucht, jeden Tag etwas Neues zu erfinden, um uns an unserer Arbeit zu hindern.“ Außerdem hätten vermummte Personen den Eingang ihres Büros verunstaltet und sie als „pseudoliberale Faschistin“ bezeichnet. Auch Drohanrufe habe es gegeben.

 

Seit 2015 verleiht die Deutsche Welle den Preis an Journalistinnen, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten, die sich für die Pressefreiheit einsetzen. Ziel des Preises ist es, auf die eingeschränkte Pressefreiheit und die bedenkliche Menschenrechtslage in vielen Teilen der Welt aufmerksam zu machen.

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