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Stephanie Nannen kritisiert Hamburger Großverlag Gruner + Jahr: „Guter Journalismus muss auch in Krisenzeiten Preis wert sein“

Kein Verständnis hat Stephanie Nannen für die Entscheidung des Verlages Gruner + Jahr, im kommenden Jahr auf die Vergabe des angesehenen Henri Nannen Preises zu verzichten. Von Bülend Ürük.

Hamburg - Stephanie Nannen (43), Enkelin von „stern“-Gründer Henri Nannen und selbst preisgekrönte Journalistin und Autorin, sagt, dass der Hamburger Verlag auf das „Zwei-Millionen-Fest“ hätte verzichten können, „das versteht sich von selbst“.

Gegenüber Newsroom.de betont die profilierte Journalistin: „Die Vergabe des Henri Nannen Preises aber aus- oder abzusetzen, halte ich für einen Fehler. So etwas stärkt nicht, das schwächt. Und wenn es wirklich Gruner+Jahr-Redakteure gibt, die darauf drängen, man möge den Henri Nannen Preis ausfallen lassen, so kann ich das nicht nachvollziehen."

 


Stephanie Nannen bei der Preisverleihung des "Henri" 2014.

 

Für Stephanie Nannen steht fest: „Guter Journalismus muss auch in Krisenzeiten den Preis wert sein! Es geht mehr denn je darum, Qualität zu erhalten, und dafür muss man Zeichen setzen. Der Henri Nannen Preis ist ein solches Zeichen.“

Nannen, die als verantwortliche Redakteurin beim „Tagesspiegel“, als leitende Redakteurin bei „Park Avenue“ und Ressortleiterin beim „Hamburger Abendblatt“ tätig war, macht gegenüber NEWSROOM deutlich, dass der Preis durchaus auch in einem deutlich kleineren Rahmen verliehen werden könnte: „Es ist gar nicht lange her, da wurde die Auszeichnung auf der Terrasse des Verlagsgebäudes im Beisein von 80 Gästen, kalten Platten und gekühlten Getränken verliehen. Das war ein Fest", so Stephanie Nannen.

„Mein Großvater selbst brauchte keinen roten Teppich, um Bedeutung zu erlangen, und der Smoking war in seinen Augen nicht der Arbeitsanzug eines Journalisten. Er mochte keine großen Partys, er liebte großen Journalismus. Für den gab es in kleinem Rahmen große Preise. Das sollte auch heute so sein“, wünscht sich die erfahrene Journalistin.

Gruner und Jahr hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass angesichts von Sparmaßnahmen und Stellenabbau im Hamburger Großverlag der Henri Nannen Preis im kommenden Jahr nicht verliehen wird.

"Insbesondere die traditionell in feierlichem Rahmen begangene Preisverleihung erscheint uns in dieser Lage nicht angemessen. Zudem ist davon auszugehen, dass Wettbewerb und Preisverleihung von der fortlaufenden Diskussion um Sparmaßnahmen und Stellenabbau überlagert würden und dass sich auch die Preisträger einem öffentlichen Diskurs stellen müssten, der mit ihrer ausgezeichneten Leistung nichts zu tun hat", sagte Unternehmenssprecher Claus-Peter Schrack am Donnerstag.

Auch Axel Springer hatte aus finanziellen Gründen 2009 beispielsweise auf die Gala für die „Goldene Kamera“ verzichtet, den Preis aber in kleinerem Rahmen überreicht.

Der „Henri Nannen Preis“ gehört zu den bedeutendsten Journalistenpreisen in Deutschland. Er geht auf den Egon-Erwin-Kisch-Preis zurück, den Henri Nannen persönlich 1977 ins Leben gerufen hatte.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören so namhafte Journalistinnen und Journalisten wie Özlem Gezer, Anneliese Friedmann, Martin Heidemanns, Hans Leyendecker, Nikolaus Harbusch, Hanna Luczak, Harald Martenstein oder Alexander Smoltczyk.

Bülend Ürük

Newsroom.de-Service: Alle Informationen zum Henri Nannen Preis und 612 weiteren Journalistenpreise gibt es auf JournalistenPreise.de, dem Portal für preisgekröntem Journalismus.