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DPA/Von Jutta Steinhoff

BR-Intendant Gruber wird 65: Reformer fern vom Rentenalter

Noch bis 2011 will Gruber sein Amt in München ausfüllen.

München (dpa) - Das Rezept zur Zufriedenheit von Medienmanager Thomas Gruber klingt einfach: «Wir senden jeden Tag und die Zuhörer und Zuschauer hören und sehen uns», beschreibt es der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR), der an diesem Dienstag (5. Februar) 65 Jahre alt wird. Auf wie vielen Kanälen und in welcher Programm-Vielfalt der öffentliche-rechtliche Rundfunk in Bayern inzwischen sendet, das hat der gebürtige Schwabe und anerkannte Reformer in seinen nun 27 BR-Jahren in verschiedenen Positionen selbst mitbestimmt, zuletzt seit sieben Jahren an der Spitze des viertgrößten Senders der ARD-Familie. Dort bleibt Gruber laut Vertrag auch noch bis 2011.

Der in Eislingen/Fils geborene Gruber verwies im Zuge der Umgestaltung des Senders durchaus auch auf die sprichwörtliche Sparsamkeit der Schwaben - und scheute nicht vor unpopulären Entscheidungen zurück. Gegen Proteste entzog er etwa dem renommierten Bayerischen Rundfunkorchester die Mittel, als die Gebühren nicht mehr ausreichten. Er baute Hierarchien und Bürokratien ab und setzte mit enger Einbeziehung der BR-Mitarbeiter in zahlreichen Workshops eine grundlegende Reform der ehrwürdigen Sendeanstalt durch. «Wir haben im Haus einen Erneuerungsprozess hinter uns, an dem aus eigenem Antrieb fast alle beteiligt waren.» Was er sich dabei bescheiden zuschreibt ist, «das Bewusstsein zu schärfen, dass Stillstand gefährlich ist».

Der Träger des Bundesverdienstkreuzes, der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber und des Bayerischen Verdienstordens setzte sich 2001 zwar eher überraschend mit 26 zu 21 Stimmen als neuer Intendant gegen den Fernsehdirektor Gerhard Fuchs durch. Er hat aber schnell Zweifler überzeugt. Die unprätentiöse Art des Moderators und Kommunikators hat Gruber auch in zwei Jahren als ARD-Vorsitzender (2005/2006) Hochachtung eingetragen. «Thomas Gruber ist im Umgang sehr verbindlich und in seinen Ansichten sehr stabil», würdigte der damalige WDR-Chef Fritz Pleitgen. «Auf ihn kann man sich verlassen.»

Dabei übernahm Gruber das Amt mitten im Gebührenstreit in schwerer Zeit: Gemeinsam mit dem ZDF und dem Deutschlandradio reichte er für die ARD gegen den Eingriff der Bundesländer bei der Festlegung der Rundfunkgebühren 2005 Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe ein. «Das ist ja etwas, was man nicht üben kann, für eine Senderfamilie vor Gericht zu gehen», erinnert er sich. Vor diesem Hintergrund ist der spätere Erfolg der Beschwerde für den überzeugten Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks rückblickend eine der wichtigsten Bestätigungen.

Neben dem Management liegen dem früheren Ressortchef, Studioleiter und Hörfunkdirektor die Programminhalte besonders am Herzen: Gruber begründete bereits in den 80er Jahren mit «Live aus dem Alabama» eine freche Jugendsendung, schuf mit dem Hörfunkprogramm B 5 den ersten Informationssender der ARD und setzt mit dem Bildungskanal BR-Alpha auf Information statt Zerstreuung. So war für ihn als ARD- Vorsitzenden der seinerzeit von einigen Ländern geforderte Ausstieg der ARD aus dem Kulturkanal Arte keine annehmbare Spar-Lösung.

Seinen 65. Geburtstag verbringt der medienscheue Medienmann fern der Öffentlichkeit in den bayerischen Bergen mit der Familie, wo er leidenschaftlich gern wandert und frische Energie für neue Taten sammelt. Denn dass der Reformer im BR noch nicht fertig ist, daran lässt er keinen Zweifel. «Es gibt im Haus noch Problemfelder, denen ich mich noch zuwende.» Dabei nennt er ein Privileg als «Glück», das er allen rund 3000 Mitarbeitern des BR voraus hat: «Ich bin der einzige hier, der mit 65 noch jahrelang weiterarbeiten kann.»