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Jascha Winking: Keine Angst vor der Krise

„Du willst Journalist werden? Viel Spaß bei der Jobsuche.“ Von Jascha Winking.

Gelsenkirchen - So oder ähnlich klang die Reaktionen meiner Bekannten, als ich ihnen meine Pläne eröffnete, Journalismus zu studieren. Ich habe mir diese Warnungen zwar zu Herzen genommen, für mich stand aber von Anfang an fest, nur etwas tun zu wollen, was mir Spaß macht.

Außerdem halte ich es für sinnvoll, eigene Erfahrungen zu sammeln, anstatt auf negative Medienberichterstattung zu hören.

 


Jascha Winking möchte später im Sport- und Reisejournalismus arbeiten. Er studiert im ersten Semester am Institut für Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.

 

Unter anderem deshalb begann ich, Journalismus zu studieren. Zwar sehe auch ich, dass der Journalismus in einer Krise steckt.

Meiner Meinung nach betrifft das aber weniger die gesamte Branche, als vielmehr den bislang größten Teil dieses Berufs - den Printjournalismus. Natürlich wirken Meldungen wie die Stellenkürzungen beim „Darmstädter Echo“ drastisch.

Trotzdem bin ich sicher, dass die Branche nur auf dem Weg ist, ihren Schwerpunkt Richtung Digitalisierung zu verändern.

Auch meine bisherigen Erfahrungen konzentrieren sich auf den Printjournalismus.

Trotz dieses bisherigen Fokus’ denke ich, dass der Online-Journalismus die Oberhand gewinnen wird. Hier sehe ich gewisse Probleme bezüglich der kostenlosen Inhalte, da der Nutzer immer mehr darauf im Netz pocht. Eine eigentlich unglaubliche Entwicklung, wenn ich bedenke, dass jahrelang für Informationen in der Zeitung bereitwillig gezahlt wurde.

Insofern sehe ich bezahlte Inhalte, wie sie momentan von einigen großen Diensten angeboten werden, als äußerst wichtig für die Zukunft dieses Berufs. Das Internet, das wegen der eben genannten kostenfreien Informationen momentan mehr Fluch ist, könnte in Zukunft und bei richtigem Management zum Segen werden. Hier wartet ein unglaubliches Potential, das nur richtig genutzt werden muss.

Des Weiteren sehe ich die Tendenz zu immer mehr freien Mitarbeitern. Eine schwierige Situation, bedenkt man die ungewisse finanzielle Struktur. Trotzdem bietet diese Art zu arbeiten auch Flexibilität.

Flexibilität ist mittlerweile sowieso ein Stichwort, mit dem die gesamte Branche umgehen muss. Früher schrieb der Journalist. Heute kann es passieren, dass er sich neben dem Schreiben um Design, Onlinemedien, Layout und einige weitere Aspekte kümmern muss. Ob dies eine positive Entwicklung ist oder nicht, muss jeder Journalist selbst entscheiden. Ich halte sie für spannend.

Was mich trotz der negativen Entwicklungen antreibt, dennoch im Journalismus meine berufliche Zukunft zu sehen?

Als Antwort hierauf möchte ich zuerst ein Argument anführen, das für mich plausibler nicht sein könnte: Wenn ich in dem, was ich tue, gut bin, werde ich eine Chance bekommen. Will sagen: Trotz der von allen angeprangerten schlechten Arbeitsmarktsituation wird sich Qualität immer durchsetzen. In jedem Beruf der Welt. Eine mutige Aussage, die aber schon oft genug bewiesen worden ist.

„Ich tue etwas, was mir Spaß macht“, sage ich den Skeptikern, die unaufhörlich von dunklen Zeiten berichten.

Die Begeisterung war bei mir der Grundstein für journalistisches Arbeiten. Denn mein Interesse an bestimmten Themen wie Sport und Reisen führte mich dann im Journalismus zu zwei Ressorts, auf die ich mich zu Beginn meiner Laufbahn konzentrieren wollte. Einfach ausgedrückt bedeutet dieser Prozess, der eigentlich jahrelang dauerte und bei mir zum Ende der Schulzeit stattfand: Ich liebe Sport, ich kann schreiben, ich werde Sportjournalist. In einigen Jahren sehe ich mich dementsprechend im Sport- und Reisejournalismus. Ob als freier oder fester Mitarbeiter, lässt sich heute nur schwer sagen, weil diese Entscheidung nur zu einem sehr kleinen Teil in meiner Hand liegt.

Die Möglichkeit, meinungsbildend zu agieren und sich dementsprechend für Ziele einsetzen zu können, ist eine große Motivation. Dies bedeutet Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Diese Verantwortung, beispielsweise Missstände aufzuzeigen, macht Journalisten unweigerlich zum Sprachrohr verschiedenster Menschen und führt oft zum Erreichen der eigenen, vorgenommenen Ziele. Das ist etwas, was es so nur in wenigen anderen Berufen gibt.

Und dann ist da ja noch die Sprach- und Schreibästhetik, wie ich sie nenne. Die Tatsache, dass Journalismus quasi per Definition mit dem Schreiben verbunden ist. Ein Professor, dem ich in dieser Hinsicht vollkommen Recht gebe, sagte: „Schreiben ist Glück.“

Eine Meinung darüber muss sich jeder selbst bilden. Für mich trifft diese Aussage zwar hundertprozentig zu, ich kann das jedoch nur schwer erklären. Schreiben ist einfach Glück.

Jascha Winking

Zur Newsroom.de-Serie: Schreiben ist Glück

Wie Herbert Spies den Mediennachwuchs erlebt