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Peter Frey wird neuer ZDF-Chefredakteur

Der ZDF-Hauptstadtstudioleiter startet am 1. April 2010 als Nachfolger von Nikolaus Brender.

Berlin/Mainz (ddp). Der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Frey, wird zum 1. April 2010 neuer Chefredakteur des Senders. Der ZDF-Verwaltungsrat folgte am Donnerstag in Mainz einstimmig einem entsprechenden Vorschlag von ZDF-Intendant Markus Schächter. Der 52-Jährige Frey wird Nachfolger von Nikolaus Brender, dessen Vertragsverlängerung im Verwaltungsrat vor rund zwei Wochen nicht die erforderliche Mehrheit erhalten hatte. Neue Chefin des Hautpstadtstudios in Berlin wird die Leiterin der Hauptredaktion Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik, Bettina Schausten, wie der Sender in Mainz mitteilte.

Frey ist seit 1985 beim ZDF tätig und moderiert unter anderem die Sendung "Berlin direkt". Er sagte nach seiner Berufung: "Es ist jetzt die Hauptaufgabe des neuen Chefredakteurs, die Glaubwürdigkeit des Senders, die in der öffentlichen Wahrnehmung gelitten hat, wiederherzustellen." Dafür arbeite er gemeinsam mit den Kollegen, den Redaktionen, der Geschäftsführung und auch den Gremien. "Wir werden uns jetzt wieder auf den Kern konzentrieren: ein informatives, relevantes und innovatives Programm zu machen, das die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegelt, das unser Land in seiner Buntheit abbildet und dessen Macher aus dieser Vielfalt leben", kündigte er an.

Intendant Schächter sagte nach der außerordentlichen Sitzung des Verwaltungsrates, mit Frey werde ein "herausragender, allseits anerkannter Topjournalist" neuer Chefredakteur des ZDF. Er stehe für "Glaubwürdigkeit, Professionalität und die journalistische Unabhängigkeit unserer Informationssendungen". Frey sei ein führungsstarker und teamorientierter Manager, "der die Voraussetzungen für den Erfolg in einer digitalen Welt sehr genau kennt".

Schächter und der Verwaltungsrat hatten nach dem Votum gegen Brender angekündigt, noch vor dem Jahreswechsel einen neuen Chefredakteur zu berufen. Frey galt als der wahrscheinlichste Kandidat.

Der Vertrag von Brender, der seit April 2000 im Amt ist, endet Ende März 2010. Schächter hatte sich für eine dritte Amtszeit des 60-Jährigen starkgemacht und dies dem 14-köpfigen Verwaltungsrat vorgeschlagen. Die Abstimmung in dem Gremium, in dem die Unions-nahen Vertreter in der Mehrheit sind, ging sieben zu sieben aus und erreichte damit nicht die erforderliche drei-Fünftel-Mehrheit. Vor allem der hessische Ministerpräsident und stellvertretende Ratsvorsitzende, Roland Koch (CDU), hatte Brender kritisiert und seine Ablösung gefordert.

Koch verteidigte am Donnerstag seine Haltung. "Ich bin und bleibe der Auffassung, dass es für das Zweite Deutsche Fernsehen das Beste ist, dort einen personellen Wechsel herbeizuführen", sagte er. Politische Erwägungen hätten damit nichts zu tun gehabt. Eine andere Frage sei, wie und in welchen Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks künftig Menschen Einfluss haben sollten, die gleichzeitig politische Mandatsträger seien. Auch sein rheinland-pfälzischer Amtskollege Kurt Beck (SPD) finde auf diese Frage derzeit "keine klare Antwort", sagte Koch. Er habe "nicht den geringsten Anlass zu dem Verdacht", dass ein neuer ZDF-Chefredakteur der CDU näher stehen werde als dessen Vorgänger, fügte er hinzu.

Die Entscheidung gegen Brender hatte heftige Kritik und eine Diskussion über die Staatsferne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgelöst. Die Grünen-Fraktion im Bundestag strebt zum ZDF-Staatsvertrag eine Normenkontrollklage vor dem Bundesverfassungsgericht an. Beck, der auch Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates ist, hatte jüngst Vorschläge für eine Änderung des Staatsvertrages vorgelegt.

Zu der neuen Funktion der 1965 geborenen Schausten sagte Schächter, er freue sich, dass erstmals eine Frau das Hauptstadtstudio leiten werde. Schausten sei "als eine der führenden Fernsehjournalistinnen des Landes bereits seit vielen Jahren eine fachkundige und kritische Beobachterin des politischen Geschehens."

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