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Kremlkritisches Moskauer Magazin „New Times" stellt Printausgabe ein

Jahrelang war die „New Times“ ein Leuchtturm in der russischen Medienlandschaft. Nun stellt das Nachrichtenjournal seine Printausgabe ein. Die letzte Hoffnung: das Onlineportal.

Moskau (dpa) − Das kremlkritische Politikmagazin „The New Times“ stellt aus finanziellen Gründen seine gedruckte Version ein. „Das Geld ist ausgegangen. Nun sind wir zu diesem Schritt gezwungen − bis wir eine Lösung für die Geldprobleme finden“, schrieb die Chefredakteurin Jewgenija Albaz in einem Kommentar in der letzten Ausgabe. Künftig werde das Magazin nur noch in einer Online-Version zu lesen sein. Auf dem Titelblatt der letzten Ausgabe, die am Montag erschien, ist ein weinendes Gesicht zu sehen und der Satz: „Danke, dass ihr mit uns wart.»

 

Russische Kioske sollen sich zunehmend geweigert haben, das kritische Magazin trotz Nachfrage zu verkaufen. Nach Angaben von Albaz hatten in St. Petersburg Kioskbesitzer ihren Kunden erklärt: „«The New Times“ ist von der Regierung verboten.“ Den direkten Verkauf habe man Anfang des Jahres eingestellt. „Falls wir die Mittel bekommen, werden wir das Journal wieder herausgeben“, schrieb Albaz.

Die Redaktion habe immer versucht, unabhängig zu berichten und sich nicht vom Staat, von Oligarchen oder Interessensverbänden beeinflussen oder behindern zu lassen. „Für uns es gab niemals etwas Verbotenes oder eine interne Zensur“, schrieb die Chefredakteurin. Man habe sowohl über die Opposition, Korruption als auch über den Terror in Russland geschrieben. Anfang Mai hatte die „New Times“ eine Verwarnung von der Medienaufsicht bekommen. Die Behörde warf dem Blatt vor, in einem Artikel Terrorismus zu rechtfertigen.

Die „New Times“ ist ein angesehenes Wochenmagazin mit analytischen Artikeln über die russische Politik. Das Journal „Nowoje Wremja“ (Die neue Zeit) gibt es bereits seit 1943; es wurde jedoch vor zehn Jahren unter dem englischen Titel neu herausgegeben. Das Magazin gilt als eine der wenigen oppositionsnahen Publikationen in einer zu großen Teilen vom Staat kontrollierten Medienlandschaft. Vor allem das russische Fernsehen ist fest in der Hand des Kremls. Als kremlkritisch gelten auch die Tageszeitung „Nowaja Gaseta“, der Radiosender Echo Moskwy und der Internet-TV-Sender Doschd.