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Corona-Pandemie bremst Karrieren von Frauen

Corona-Pandemie bremst Karrieren von Frauen Cornelia Kunze (Foto: zVg)

Mehr als die Hälfte der GWPR-Mitglieder ist der Meinung, dass die Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung in der PR-Branche durch Covid-19 an Fahrt verloren hat. Cornelia Kunze warnt in diesem Zusammenhang vor einer "Effizienz-Falle".

65 Prozent der Mitglieder des Frauen-Netzwerks Global Women in PR (GWPR) glauben, dass es aufgrund der Corona-Pandemie länger als angenommen dauern wird, das geschlechtsspezifische Gehaltsgefälle in der Kommunikationsbranche zu überwinden. Und mehr als die Hälfte ist der Ansicht, dass sich das Vorankommen von Frauen in Führungspositionen verlangsamen wird. Das sind Ergebnisse einer Umfrage, die die Marktforschungsagentur Opinium im vergangenen Monat umgesetzt hat. An der globalen Mitgliederbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf Frauen in der PR-Branche nahmen 307 GWPR-Mitglieder teil.

Laut GWPR bekleiden Frauen etwa ein Drittel der leitenden Positionen in der Branche, während diese Branche selbst zu zwei Dritteln weiblich ist. PR-Frauen hätten im Laufe der Jahre flexiblere Arbeitsbedingungen durchgesetzt, um unter anderem auch ein Umfeld zu schaffen, das mehr Frauen ermutigen soll, sich um die Übernahme wichtiger Führungsrollen zu bemühen und die Branche nicht auf Junior-/Mittelkarriere-Ebene zu verlassen. Diese Entwicklung verliert der Umfrage zufolge durch Covid-19 an Dynamik.

 

"Wenn wir das Momentum für mehr Frauen in Führungspositionen nicht verlieren wollen, müssen wir uns gerade die Pandemie-Situation sorgfältig anschauen", rät GWPR Deutschland-Chefin Cornelia Kunze. "Die gewachsene Flexibilität durch das mobile Arbeiten soll nicht zum zweischneidigen Schwert werden." Home Office steigere zwar die Arbeitseffektivität. Aber Output und Leistung führten nicht unbedingt zu beruflichem Aufstieg, wenn das Erreichte nicht sichtbar gemacht werden kann, wenn die notwendigen Beziehungen nicht gepflegt werden können. "Leadership by walking around ist wichtig, wenn es auch absichts- und mühelos erscheint", sagt Kunze. "Die veränderten Arbeitsbedingungen der Pandemie könnten uns verleiten, in die Effizienz-Falle zu tappen."

Weitere Resultate der Befragung:

- 45 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen gehen davon aus, dass angesichts des sich abzeichnenden wirtschaftlichen Abschwungs Frauen in der PR als direkte Folge der Pandemie weniger sichere Arbeitsplätze haben werden als Männer.
- 93 Prozent gaben an, dass die Pandemie ihre Arbeitssituation verändert habe. Obwohl zwei von fünf Frauen, die von Zuhause aus arbeiten, jetzt längere Arbeitszeiten haben, gibt die Hälfte derer an, dass sie nicht zu ihrem früheren Arbeitsrhythmus zurückkehren wollen.
- Als Gründe dafür nennen 57 Prozent, dass sich die Arbeit aus dem Home Office positiv auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ausgewirkt hat, 47 Prozent, dass sie zur Stärkung ihrer Kundenbeziehungen beigetragen hat, und 38 Prozent, dass sie ihre Beziehungen zu ihren Kollegen gestärkt habe.

"Plötzlich Home Office klingt erstmal gut – mehr Flexibilität, mehr Zeit mit der Familie", kommentiert Clarissa Haller, Head of Group Communications bei Siemens. Sie führt genauso die Schattenseiten der Arbeit von Zuhause aus auf: "Auch die Kinder wurden während der Corona-Krise nach Hause geschickt. Glücklich, wer einen Mann zu Hause hatte, mit dem man sich den Extraaufwand bei Kinderbetreuung, Homeschooling und Haushalt teilen konnte." Das sei allerdings nicht die Regel gewesen. Am Ende seien es doch oft wieder die Frauen gewesen, an denen es hängenblieb – zusätzlich zum Job. "Karrierefördernd ist das immer noch nicht. Hier muss mehr passieren."

Opinium befragte die GWPR-Mitglieder zudem zu Chancen und Herausforderungen der PR-Branche in den kommenden zwölf Monaten. Positiv sehen die Teilnehmerinnen unter anderem die Möglichkeit, weiterhin im Home Office zu arbeiten, sowie den digitalen und technischen Fortschritt. Als Herausforderungen kommen demnach etwa Budgetkürzungen, die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs und die Anpassung an neue Arbeitsweisen auf die Branche zu.

 

Optimistisch in Hinblick auf die Zukunft gibt sich Mirjam Berle, die Anfang Oktober als Chefin der Direktion "Öffentlichkeit und Fans" beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) anfängt. "Ich kenne niemanden, der aus einer Krise im Nachhinein nichts Positives mitgenommen hat, wenngleich der Weg dahin definitiv nicht einfach ist", sagt Berle, bislang Unternehmenskommunikationschefin Central & Eastern Europe bei Goodyear. Jede Krise biete die Chance, etwas zum Besseren hin zu verändern. "Damit kann sie zum Beschleuniger werden, auch für die Gleichberechtigung. Was die Krise aufgerüttelt hat, können wir jetzt neu sortieren – und damit verlorenes Momentum zurückgewinnen. Wenn wir diese Möglichkeit nutzen, spielen wir auch nach der Krise eine Rolle – möglicherweise eine größere als davor."

 

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