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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

„Cumhuriyet“-Prozess in der Türkei wird fortgesetzt

Insgesamt 18 „Cumhuriyet“-Mitarbeitern wird Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen.

Istanbul (dpa) − Ungeachtet internationaler Kritik ist in der Türkei der Prozess gegen Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ fortgesetzt worden. Das Gericht am Hochsicherheitsgefängnis in Silivri bei Istanbul wollte am Freitag drei Zeugen anhören, wie „Cumhuriyet“ berichtete. Insgesamt 18 „Cumhuriyet“-Mitarbeitern wird Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen, drei davon sitzen in Silivri in Untersuchungshaft: Chefredakteur Murat Sabuncu und Herausgeber Akin Atalay sind seit mehr als 490 Tagen inhaftiert, der Investigativjournalist Ahmet Sik seit mehr als 430 Tagen.

 

Bei den Vorwürfen geht es um Unterstützung der Gülen-Bewegung, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK oder der linksextremen DHKP-C. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) drohen den Angeklagten bis zu 43 Jahre Haft. Die Organisation erklärte, sie betrachte den Prozess als politisch motiviert und fordere die Freilassung aller Angeklagten. Das International Press Institute (IP) verlangte einen Freispruch für die Beschuldigten. Das Institut rief die türkischen Behörden zudem auf, alle inhaftierten Journalisten freizulassen und ihnen zu erlauben, wieder ihrem Beruf nachzugehen.

 

Bei einem Massenprozess vor allem gegen Journalisten und Mitarbeiter von Gülen-nahen Medien waren am Donnerstag in Istanbul 23 Angeklagte wegen „Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation“ zu bis zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Zwei weitere Beschuldigte − darunter der Säger Atilla Tas − wurden wegen Unterstützung einer Terrororganisation zu kürzeren Haftstrafen verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

 

Die türkische Regierung macht den im Exil in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich. Danach waren zahlreiche Gülen-nahe Medien mithilfe von Notstandsdekreten geschlossen worden. Die Gülen-Bewegung ist in der Türkei als Terrororganisation eingestuft.