Pressefreiheit
dpa

Faktencheck: Ist das Video von der Trump-Pressekonferenz manipuliert?

Mehrere Nutzer werfen der Trump-Sprecherin Sanders vor, sie habe als Beweis für „unangemessenes Verhalten“ Acostas ein manipuliertes Video hochgeladen.

Washington (dpa) − Nach der US-Zwischenwahl sorgt ein Wortgefecht zwischen Präsident Donald Trump und dem CNN-Journalisten Jim Acosta für Aufsehen. Bei der Pressekonferenz im Weißen Haus weigert sich Trump, weitere Fragen Acostas zu beantworten. Daraufhin versucht eine Mitarbeiterin des Weißen Hauses, Acosta das Mikrofon abzunehmen. Es kommt zu einem leichten Gerangel zwischen Acosta und der jungen Frau. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, wirft Acosta später vor, er habe Hand an die Praktikantin («placing hands on a young woman») gelegt. Als Beleg dafür veröffentlicht Sanders auf Twitter eine kurze Videosequenz.

BEHAUPTUNG: Mehrere Nutzer werfen der Trump-Sprecherin Sanders vor, sie habe als Beweis für „unangemessenes Verhalten“ Acostas ein manipuliertes Video hochgeladen.

BEWERTUNG: Eine Manipulation wie zum Beispiel das Hinzufügen von Einzelbildern lässt sich nicht beweisen.

FAKTEN: Das von Sanders auf Twitter verbreitete Video stammt allem Anschein nach nicht vom Weißen Haus selbst. Sanders oder ihr Team haben es vermutlich aus anderer Quelle. Der Aktivist und Trump-Anhänger Paul Joseph Watson behauptet, die Videosequenz mit einem Schnittprogramm erstellt und dabei die Zoomfunktion verwendet zu haben. Watson bestreitet, die Aufnahme manipuliert zu haben. Er hat sein Video bei Twitter am Mittwochabend (Ortszeit) 46 Minuten vor Sanders hochgeladen.

Grundlage ist eine Aufnahme des US-Senders C-Span. Das leichte Gerangel zwischen Acosta und der Mitarbeiterin wird in dem Videoclip herangezoomt und in Zeitlupenwiederholung gezeigt.

Der Vorwurf der Nutzer lautet, dass in der Zoom-Szene bei der Bewegung von Acostas Arm nach unten weitere Einzelbilder hineinkopiert worden seien, um die Szene dramatischer wirken zu lassen. Dafür gibt es aber bislang keinen eindeutigen Beweis.

Beim US-Fernsehformat besteht eine Sendesekunde aus 30 einzelnen Bildern. Bedingt durch die Zeitlupe wird nicht jedes einzelne Bild einer Szene flüssig dargestellt. Es entsteht eine Art Doppelbilder, die Bewegung ist ruckartiger und verschwommener. Dies könnte der Grund dafür sein, dass der in Zeitlupe abgespielte Ausschnitt im Ablauf leicht von der Originalaufnahme abweicht. Allein durch das Heranzoomen einer Teilszene wird eine stärkere Bewegung wahrgenommen als in der Totale des US-Senders.