Pressefreiheit
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Nach Morden an zwei russischen Journalisten Aufklärung verlangt

Nach den tödlichen Schüssen auf den Chef der staatlichen dagestanischen Fernsehanstalt, Gadschi Abaschilow, geht die Staatsanwaltschaft von einem Auftragsmord aus.

Moskau (dpa) - Nach den Morden an zwei Fernsehreportern aus der russischen Teilrepublik Dagestan hat der Journalistenverband Russlands die rasche Aufklärung der Verbrechen gefordert. Weitere Journalisten seien in Lebensgefahr, sollten die Behörden die Täter nicht finden, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Igor Jakowenko, dem Radiosender «Echo Moskwy». Zwischen den beiden am Karfreitag verübten Morden gebe es deutliche Parallelen, schrieb das Boulevardblatt «Moskowski Komsomolez» am Montag.

Nach den tödlichen Schüssen auf den Chef der staatlichen dagestanischen Fernsehanstalt, Gadschi Abaschilow (58), geht die Staatsanwaltschaft von einem Auftragsmord mit einem möglichen beruflichen Hintergrund aus. Für die Ergreifung der Täter haben die Behörden eine Belohnung von 10 Millionen Rubel (272 500 Euro) ausgesetzt. Im Fall des in Moskau niedergestochenen und erwürgten Reporters Iljas Schurpajew (32) gingen die Ermittler zunächst von einem kriminellen und nicht von einem politischen Hintergrund aus.

Die Reporter aus der Unruheregion Dagestan standen laut russischen Medienberichten auf einer Liste mit insgesamt neun unerwünschten Personen. Medien in der Hauptstadt Machatschkala hatten zuvor über Versuche des dagestanischen Präsidentenamtes und der Regierung berichtet, die «negative Berichterstattung» über die Konfliktregion im Nordkaukasus zu verhindern. Moskauer Medien spekulierten auch darüber, dass kriminelle Banden Abaschilow aus dem Weg räumten, um die Fernsehwerbung in Dagestan künftig kontrollieren zu können.

In Dagestan, einer Nachbarrepublik zu Tschetschenien, mehren sich seit Monaten Berichte über Gewalt zwischen islamisch geprägten Rebellengruppen und russischen Sicherheitskräften. Immer wieder kommt es in der Region zu schweren Anschlägen auf staatliche Einrichtungen oder Polizeiposten. Oft sterben Zivilisten.

Der am Karfreitag in seiner Moskauer Wohnung getötete Schurpajew vom staatlichen Fernsehsender «Erster Kanal» hatte vor allem aus seiner Heimat Dagestan berichtet. In seinem Internet-Tagebuch wies er auf den wachsenden Druck von außen hin, ohne konkrete Anschuldigungen auszusprechen. «Ich bin der erste auf der Liste», hatte er mit Blick auf die neun Namen geschrieben. Abaschilow, der am Freitagabend in seinem Auto vor einem Supermarkt in Machatschkala erschossen wurde, stand ebenfalls auf der Liste.

In Russland kommen jedes Jahr zahlreiche Journalisten gewaltsam ums Leben - oft werden die Todesumstände nie vollständig aufgeklärt. Im November 2006 wurde die Kremlkritikerin Anna Politkowskaja auf dem Nachhauseweg erschossen. Sie hatte oft über Menschenrechtsverletzungen im Nordkaukasus berichtet. Die Täter sind bis heute nicht vor Gericht gestellt worden.