Pressefreiheit
dpa

Nordische Fußballverbände kritisieren Journalisten-Festnahme in Katar

Zwei Journalisten waren in Katar von Sicherheitskräften über 30 Stunden lang festgehalten worden. Zudem wurde Filmmaterial gelöscht, das sie in einem Arbeitsmigrantenlager aufgenommen hatten.

Kopenhagen (dpa) − Nach der vorübergehenden Festnahme zweier Journalisten aus Norwegen im WM-Gastgeberland Katar haben fünf nordeuropäische Fußballverbände die FIFA zum Handeln aufgerufen. In einem gemeinsamen Brief wiesen die Verbände aus Dänemark, Schweden, Island, Finnland und von den Färöern darauf hin, dass der Fußball-Weltverband in einer Antwort auf ein vorheriges Schreiben unterstrichen habe, dass die Einhaltung der Pressefreiheit für die WM-Organisatoren von zentraler Bedeutung sei. Diese und weitere Versprechungen „klingen hohl, wenn die Realität ist, dass Journalisten in Katar festgenommen werden“, kritisierten sie nun.

 

Von der Nachricht der Festnahme sei man entsetzt gewesen, hieß es in dem Brief, den führende Verbandsfunktionäre unterzeichnet haben und der an FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura adressiert ist. Es verstehe sich von selbst, dass diese Entwicklung inakzeptabel sei. Man vertraue darauf, dass die FIFA ihr Äußerstes tun werde, ihre Versprechen zur Achtung der universellen Menschenrechte einzuhalten. Finnlands Fußballpräsident Ari Lahti sagte dem norwegischen Rundfunk NRK: „Wir hatten gehofft, dass die FIFA stärker reagiert.“

 

Zwei NRK-Journalisten waren in Katar von Sicherheitskräften über 30 Stunden lang festgehalten worden. Zudem wurde Filmmaterial gelöscht, das sie in einem Arbeitsmigrantenlager aufgenommen hatten, wie die norwegischen Behörden am Mittwoch mitgeteilt hatten. Katars Regierung teilte mit, die beiden seien am Montagmorgen in Gewahrsam genommen worden, weil sie ein privates Grundstück unerlaubt betreten und dort gefilmt hätten. Die Festnahme sei nach einer Beschwerde des Grundstücksbesitzers erfolgt. Die beiden seien nach Abschluss der juristischen Maßnahmen ohne Anklage wieder freigelassen worden.

 

Die Botschaft von Katar in Berlin teilte am Freitag mit, dass sich das Ereignis aus Sicht der Behörden als ein „recht bedauerlicher und vermeidbarer Vorfall“ darstelle. „Einerseits ist Hausfriedensbruch ein Verstoß gegen das Gesetz. Dies war der norwegischen Crew vor dem Betreten des Privatgrundstücks ohne vorherige Erlaubnis gänzlich bewusst“, wurde Botschafter Abdullah bin Mohammed bin Saud Al-Thani in der Pressemitteilung zitiert: „Andererseits hat sich nachträglich herausgestellt, dass das Kamerateam bei vorheriger Absprache mit dem Besitzer wahrscheinlich die Drehgenehmigung erhalten hätte.“