Pressefreiheit
dpa

„Ukrainskaja Prawda“: Kämpfer für mehr Pressefreiheit in der Ukraine

Das Internetportal „Ukrainskaja Prawda“ (UP; Ukrainische Wahrheit) versteht sich als Stachel im Fleisch der Mächtigen in Kiew.

Kiew (dpa) − Traurige Bekanntheit auch im Westen erlangte die Nachrichtenseite im Jahr 2000, als Gründer Georgi Gongadse ermordet und enthauptet aufgefunden wurde. Die Bluttat ist noch immer nicht ganz aufgeklärt. Dass UP-Mitarbeiter gefährlich leben, zeigt der Fall Pawel Scheremet. Der prowestliche Journalist starb am Mittwoch durch eine Autobombe in Kiew.

Rund 40 Redakteure arbeiten unter anderem in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Die Geschichten ziehen täglich mehrere Hunderttausend Besucher an. Damit ist die „Ukrainskaja Prawda“ eines der größten Internetportale der früheren Sowjetrepublik. Getreu dem UP-Logo, dem „Ritter von der traurigen Gestalt“ Don Quijote, setzt Mitgründerin und Eigentümerin Aljona Pritula den scheinbar aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen unermüdlich fort.

Vor allem im investigativen Journalismus hat sich die Redaktion nach der proeuropäischen Orangenen Revolution 2004 einen Namen gemacht. Die heute im Parlament sitzenden Journalisten Sergej Leschtschenko und Mustafa Najem deckten viele Korruptionsfälle auf. Nachrichten erscheinen dabei zweisprachig, auf Ukrainisch und Russisch.

Werbung kann die Betriebskosten nur zum Teil decken. Finanziert wurde die Arbeit von Anfang an auch durch westliche Gelder. Kritiker werfen dem Portal daher vor, ein „Propagandaorgan“ zu sein. Auch − unbewiesene − Vorwürfe der „Käuflichkeit“ wurden mehrfach erhoben. Die Redaktion betont aber ihre kritische Distanz zur Macht. 2015 sperrte Russland den Zugang zur Seite wegen eines kritischen Textes über die Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim teilweise.