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Weitere Angriffe gegen Glos wegen Werbekampagne

Die Kampagne zur Förderung des Mittelstandes werde ausgesetzt und die Agentur von diesem Projekt abgezogen.

Berlin (ddp) - Das Bundeswirtschaftsministerium hat seine umstrittene Kampagne zur Förderung des Mittelstandes nach schweren Vorwürfen gegen die verantwortliche PR-Agentur gestoppt. Die Veranstaltungsreihe werde «ausgesetzt» und die Agentur «von diesem Projekt abgezogen», sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sah sich derweil weiteren Angriffen ausgesetzt.

Der Ministeriumssprecher stellte klar, Koppelungsgeschäfte seien «absolut unzulässig». Die Berliner Agentur Flaskamp soll versucht haben, Zeitungen mit Anzeigen für eine Berichterstattung über Veranstaltungen des Ministeriums zu gewinnen. Flaskamp hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen, zugleich aber Fehler bei der PR-Arbeit eingeräumt.

Auch Vize-Regierungssprecher Thomas Steg betonte, der Respekt vor dem unabhängigen Journalismus verbiete es, dass Kopplungsgeschäfte stattfinden. Die Agentur habe «etwas übereifrig» gehandelt.

Der SPD-Wirtschaftsexperte Rainer Wend fordert das Bundeswirtschaftsministerium auf, die Zusammenarbeit mit der Werbeagentur Flaskamp völlig aufzulösen. «Die Agentur hat das Ministerium in einer Weise in Verruf gebracht, die nicht hinzunehmen ist», sagte Wend. Das Vertragsverhältnis müsse daher beendet werden.

Die FDP-Politikerin Ulrike Flach nannte die Ankündigung von Glos «dünn», er lasse die Vorwürfe prüfen. «Mich beschleicht der Verdacht, da ist versucht worden, politische Berichterstattung zu kaufen», sagte die FDP-Abgeordnete. Dabei gehe es um die «grobe Fehlleitung von Steuergeldern». Wenn Glos von so einem Vorgang nichts wisse, «dann hat er sein Haus nicht ordentlich unter Kontrolle», bemängelte Flach.

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) kritisierte Glos scharf. «Das ist der Versuch des Wirtschaftsministeriums, sich Berichterstattung zu kaufen. Damit würde Deutschland zu einer Bananenrepublik». Grünen-Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae sagte, Glos habe mit dem Abzug der Agentur ein Bauernopfer vollzogen. Damit sei die Aufklärung aber nicht zu Ende.

Der Deutsche Journalisten-Verband forderte eine lückenlose Aufklärung. «Die für das Bundeswirtschaftsministerium tätige PR-Agentur Flaskamp muss erklären, was es mit dem Vorwurf auf sich hat, sie habe positive Berichterstattung mit Anzeigen erkaufen wollen», verlangte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.