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Falsche Freunde: Wie gefährlich nah das "Handelsblatt" seinen Anzeigenkunden kommt

Herausgeber und Geschäftsführer Gabor Steingart rückt mit dem „Handelsblatt“ gefährlich nahe an die Wirtschaft. Der Kuschelkurs des Ex-Chefredakteurs irritiert nicht nur die Mitarbeiter im eigenen Haus. Ein Auszug aus dem neuen "Wirtschaftsjournalist".

Düsseldorf - Mitte Juni konnten die Leser der Onlineausgabe des „Handelsblatts“ erfahren, dass das Leben für General-Electric-Chef Jeffrey Immelt auch nicht immer ganz leicht ist.

So trat der CEO des globalen Mischkonzerns GE seinen Dienst kurz vor dem 11. September 2001 an und hatte anschließend „keine einfache Zeit“. Und auch sonst scheint dieser Immelt ein ganz sympathischer Bursche zu sein mit einem klaren Lebensentwurf. „Ich halte es einfach: eine Ehefrau, eine Tochter, eine Firma.“

 

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem neuen "Wirtschaftsjournalist". Das Schwesterblatt von NEWSROOM kann hier bestellt werden.

 

Daneben konnte der CEO allerdings auch noch einige ernstere Botschaften platzieren.

Nämlich, dass die Energiepolitik in Deutschland „langfristig nicht tragbar“ sei. Und, dass das umstrittene Fracking (bei dem ein Gemisch aus Wasser und Chemikalien unter Hochdruck in Gesteinsschichten gepresst wird, um Gas und Öl zu gewinnen) in Deutschland unbedingt gefördert werden sollte. Gefahren wie die Grundwasserverseuchung könnten „technisch gelöst“ werden.

Auch an die Leser der Zeitung durfte der GE-Chef seine Botschaften in einem freundlich gehaltenen Interview noch loswerden, das in der großen Wochenendausgabe als eine von zwei Geschichten auf der Titelseite angekündigt wurde.

Kommunikationspaket für General Electric

Was die Leser von Deutschlands einzig verbliebener Wirtschaftstageszeitung nicht erfuhren, war die Tatsache, dass General Electric (GE) bei der Verlagsgruppe Handelsblatt ein ganzes Paket von Kommunikationsmaßnahmen eingekauft hat, zu denen auch das Deutschland-Dinner des „Handelsblatts“ zählt.

In der Berichterstattung dagegen schrieb das Blatt, Immelt sei „Ehrengast“ der Veranstaltung. Ein Ehrengast, der dafür bezahlt hat.

Auf der Website von General Electric heißt es: „Das Galadinner wurde in Kooperation von Handelsblatt und GE Germany organisiert.“ Eine Mailanfrage des „Wirtschaftsjournalisten“ dazu ließ das Unternehmen unbeantwortet.

Der Hintergrund: Der Weltkonzern möchte auf dem deutschen Markt, in der Heimat des großen Rivalen Siemens, wachsen und besser in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

Und dabei hilft ihm der „Handelsblatt“-Herausgeber Gabor Steingart persönlich.

Auf einem Verlegerkongress in der Schweiz gab er im September einen Einblick in seine Akquisitionskünste: „Ich habe eine Videobotschaft aufgenommen in unserem Studio, nach New York geschickt zu Jeffrey Immelt und habe ihm gesagt, dass er hier zu uns nach Berlin kommen muss.“

Und Steingart hatte Erfolg: „Zwei Monate später ist er gekommen und wir haben daraus ein großes Paket an Kommunikation gemacht, mit dem wir GE in Kommunikation bringen mit deutschen Entscheidern.“

Der Ansatz dahinter: Es geht um viel mehr als Anzeigen. Das Medienunternehmen verkauft ein ganzes Werbebündel. Steingart erklärt das so: „Wir haben eine 360-Grad-Abteilung gegründet und da mache ich nichts anderes, als ich als Journalist auch gemacht habe. Ich sage den Vorstandsvorsitzenden zu ihrer Kommunikationsstrategie die Wahrheit.“

Ein Schweizer Top-Manager der Verlagsszene kommentierte die Einlassungen Steingarts mit dem Satz: „Er geht schon sehr weit, der Steingart.“

Markus Wiegand

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