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Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen: Schließungen von Lokalredaktionen keine neuzeitliche Erfindung

Für viel Aufregung hat die NEWSROOM-Berichterstattung gesorgt, dass die Westfälische Rundschau ihre Redaktionen im Märkischen Kreis 2013 schließen wird. Doch es ist nicht das erste Mal, dass die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe und anderer Verlage in Nordrhein-Westfalen Lokalredaktionen schließen müssen. Der Versuch einer Zusammenfassung.

Dortmund – Die Sorge vor einer „Landeszeitung“ gab es schon in den 1970er Jahren, als die WAZ unter der Führung von Erich Schumann und Günter Grotkampdrei namhafte Mitbewerber schluckte. Ob „Westfalenpost“, „Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung“ oder „Westfälische Rundschau“, sie alle mussten sich ergeben, weil die Abo-Kampfpreise der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ sie in die Knie zwangen.

Wenn es im kommenden Jahr eine besondere Form der Flurbereinigung auf dem Medienmarkt im Märkischen Kreis, dem einst mit reichlich Lokal-Verlagen besetzten Landkreis im Nordwesten des Sauerlands, gibt, ist es nur die Fortsetzung einer jahrzehntelangen Entwicklung. Schon immer haben sich Zeitungen vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen aus Städten und Gemeinden zurückgezogen. Neue Lokalredaktionen sind aber nur in den seltensten Fällen dazugekommen.

Ein Blick ins NEWSROOM-Archiv kann nur einen unvollständigen Einblick über die Verschiebungen bringen. Daher freuen wir uns über Ergänzungen und Korrekturen. Wo erschienen wann welche Zeitungen mit eigenen Lokalredaktionen? Bis wann waren sie dort aktiv? Und was geschieht in Ihrem Verlag? Ihre Nachricht bitte per E-Mail an redaktion@newsroom.de!

Rückblick

So hat die Westfalenpost zum 1. August 1967 ihre Lokalausgaben Lüdenscheid/Altena, Paderborn/Büren und Ennepe-Ruhr-Süd (dort gab es später wieder eine eigenständige WP-Lokalredaktion) eingestellt.

Zum 1. August 1967 schloss die Westfälische Rundschau ihre Lokalredaktionen in Brilon, Lippstadt und Soest.

Zum 31. Dezember 1977 stellten die in Dortmund erscheinenden Ruhr-Nachrichten ihre Essener Stadtausgabe ein; sie hatte damals noch eine verkaufte Auflage von rund 13.000 Exemplaren.

Die Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung hat ihre Lokalausgabe Aachen zum 1. August 1975 eingestellt. Noch rund 13.500 Leser hielten die Zeitung damals noch im Abonnement. Bereits am 15. Dezember 1974 stellte die NRZ ihre Ausgaben in Köln und Opladen ein (tägliche Auflage: 13.000 Exemplare).

Die Westfalenpost hat ihre Lokalredaktionen in Iserlohn, Letmathe und Hemer Ende 1989 aufgegeben.

Zum 1. Oktober 2000 schloss dann die Westfälische Rundschau ihre Lokalredaktionen in Iserlohn, Letmathe und Hemer, 2005 verabschiedete sie sich dann aus Betzdorf und Warstein.

Die Ruhr-Nachrichten haben ihre Redaktionen in Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck zum 31. März 2006 geschlossen.

Die Buersche Zeitung, letzte Stadtteilzeitung in Nordrhein-Westfalen, erschien am 30. September 2006 zum letzten Mal, nur wenige Monate vor ihrem 125-jährigen Jubiläum. Sie gehörte zum Reich des Marler Verlegers Kurt Bauer.

Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung hat ihre Lokalredaktionen in Datteln, Haltern am See, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop Ende 2006 zugesperrt.

Die Westfalenpost hat ihre Redaktionen in Werl und Soest zum 1. Juli 2009 geschlossen - dabei lag die Wiege der Zeitung in Soest.

Die Westfälische Rundschau verabschiedet sich von ihren Redaktionen in Olpe und Bad Berleburg im April 2009, in Kreuztal (Redaktionsbüro), Meinerzhagen und Kierspe (Redaktionsbüro) im Dezember 2009.

Die Mendener Zeitung (gehörte zum Reich von Verleger Dirk Ippen) stellte zum 31. März 2010 ihr Erscheinen ein. Die Zeitung wollte in dem Jahr ihr 150. Bestehen feiern.

Bülend Ürük

Bei den Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen passiert unheimlich viel. Sie haben Informationen, Tipps, Themen? Ihre Einschätzungen - natürlich auch vertraulich - bitte per Mail direkt an chefredaktion@newsroom.de.