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AFP

Zeitung nur alle vier Jahre

Satire-Zeitung in Frankreich erscheint immer nur am 29. Februar.

Paris (AFP) - Alle vier Jahre können sich Satire-Freunde in Frankreich freuen: Denn pünktlich am 29. Februar in jedem Schaltjahr finden sie an den Kiosken des Landes eine neue Ausgabe der "Bougie du Sapeur", was so viel heißt wie "Die Kerze des Feuerwehrmanns". Am Mittwoch ist es wieder so weit. Dann erscheint die neunte Ausgabe der Satire-Zeitung, die es seit rund 30 Jahren gibt.

Diesmal beschäftigt sich die Zeitung unter anderem mit der Euro-Krise und stellt die Frage, ob Frankreich ohne die Gemeinschaftswährung zum Franc oder gleich zur historischen Goldmünze Louis d'or zurückkehren sollte. Zur bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Frankreich haben sich die Scherzbolde in der Redaktion einen Test einfallen lassen: "Sag mir, mit wem du schläfst und ich sage dir, wen du wählst." Die Wettervorhersage kündigt "entfesselte Elemente" an. Diese würden die "Kerze des Feuerwehrmanns" aber nicht ausblasen, versichert der Gründer der Zeitung und Wetterfrosch vom Dienst, Jacques Debuisson.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Zeitung kam Debuisson im November 1979 während einer Diskussion mit einem Freund und passioniertem Zeitungsleser. Im schlug Debuisson, der auch einige humoristische Bücher verfasst hat, vor, gemeinsam ein Satireblatt zu gründen - mit Erscheinungsdatum 29. Februar. Die erste Ausgabe von "La Bougie du Sapeur" erschien 1980 mit damals acht Seiten. Seither wurde das Heft immer dicker, die Nummer neun umfasst schon 20 Seiten. Für vier Euro bekommt der Leser neben den üblichen Rubriken wie Ausland, Inland, Gesellschaft, Kreuzworträtsel und Kochrezept auch einige nicht ganz ernst gemeinte Interviews: In einem versichert der inzwischen fast 83-jährige frühere konservative Regierungschef Edouard Balladur, der Pariser Fussballclub PSG habe ihm einen Vertrag angeboten, er habe das aber abgelehnt. Über Mangel an Erfolg kann Zeitungsgründer Debuisson nicht klagen. Die Auflage schnellte gleich nach der ersten Nummer in die Höhe - von 30.000 Exemplaren auf 120.000 bei der nächsten Ausgabe vier Jahre später. Für dieses Jahr wurden 210.000 Exemplare gedruckt. Sollten sie nicht reichen, werde nachgedruckt, verspricht Chefredakteur Jean d'Indry.