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DPA/Von Yuriko Wahl

Gelungene Gags und ein paar Patzer bei «Schmidt & Pocher»-Premiere

Der 29-jährige Komiker Pocher - er präsentierte sich in Turnschuhen, T-Shirt und anthrazitgrauem Anzug - war der schwächere Teil des neuen Duos.

Köln (dpa) - Der eine ist klein, jung, B-Promi und Nachwuchs- Komiker, der andere ist groß, schon ergraut, ARD-Aushängeschild und TV-Profi: Das ungleiche Paar aus Oliver Pocher und Harald Schmidt ging am späten Donnerstag mit der ARD-Late-Night-Show «Schmidt & Pocher» erstmals auf Sendung. Viele Gags saßen, eingespielte Filme und Clips brachten Farbe in die 60-Minuten-Sendung und Studio-Gast Günther Jauch verlieh zusätzlichen Schwung. Doch ohne Patzer ging es nicht ab in der mit großer Spannung erwarteten Premiere, in der vor allem die SPD und ihr Chef Kurt Beck durch den Kakao gezogen wurden wie auch Stars und Sternchen aus der Unterhaltungsbranche.

Der 29-jährige Komiker Pocher - er präsentierte sich in Turnschuhen, T-Shirt und anthrazitgrauem Anzug - war der schwächere Teil des neuen Duos. Zugeworfene Bälle von Schmidt - dieser mit Krawatte, in Hemd und hellem Anzug - fing Pocher nicht immer richtig auf, verhaspelte sich und verpasste den ein oder anderen Einsatz. «Jetzt haben wir uns so lange auf einen Spitzengag vorbereitet und ich hab ihn versemmelt», rügte sich Pocher in der Show, die kurz vor Ausstrahlung um 22.45 Uhr in Köln aufgezeichnet worden war. 2,30 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung in der ARD.

Die ersten knapp zehn Minuten des satirischen Wochenrückblicks bestritt «Dirty Harry» erst mal locker allein, spottete über Trennungen in Promi-Kreisen, Kurt Beck und den Streit ums Arbeitslosengeld I: «Soll ein 93-jähriger Fernfahrer, und Deutschland ist voll davon, der seit 80 Jahren Beiträge zahlt, genauso viel Geld bekommen wie ein 95-jähriger Dachdecker, der erst seit drei Jahren arbeitet, weil er bis zum 92. Lebensjahr bei seiner Mutter gelebt hat?» Die Fans im Studio bedachten den Zyniker, der nach einer mehr als vier monatigen Bildschirmpause mit Schwung zurückmeldete, mit reichlich Applaus. Als «Überraschung» kam dann Pocher ins Spiel, der in Michael-Jackson-Manier ins Studio tänzelte.

Der Neuzugang überzeugte das Publikum im Studio mit seiner Parodie auf Bundesliga-Stürmer Lukas Podolski. Auch als Pocher, Ex-Viva- Moderator und bislang bei ProSieben tätig, über die Trennung von Schauspieler Wayne Carpendale und Sängerin Yvonne Catterfeld blödelte, hatte er die Lacher auf seiner Seite. Aber nicht immer gelang das Duett glänzend, Pocher-Sprüche wie «bisher bin ich, glaub ich, viel lustiger als du», wirkten eher unbeholfen und flach.

«Pocher war doch noch eine ganze Klasse schlechter als Schmidt», meinte Studio-Gast Christian Grote aus Hannover. «Aber die beiden ergänzen sich auch gut. Die Show hat mir eigentlich sogar noch besser gefallen als zuletzt die "Harald Schmidt Show"», sagte der 24- Jährige. «Es wirkt so, als hätte Schmidt jetzt mit Pocher einen Fan auf der Bühne sitzen», meinte Larß Riske nach der Aufzeichnung. Mit dem Jung-Komiker, den Schmidt selbst als Talk-Partner vorgeschlagen hatte, will die ARD vor allem mehr jüngere Zuschauer gewinnen. Zuletzt hatten bei Harald Schmidt im Durchschnitt pro Ausgabe nur noch 1,3 Millionen Menschen eingeschaltet. Noch 21 Folgen (immer donnerstags) von «Schmidt & Pocher» sind erst einmal geplant, Schmidts ARD-Vertrag lauft zunächst noch bis 2008.

Der beliebte Stichwortgeber der «Harald Schmidt Show», Manuel Andrack, war im Studio nicht mehr mit von der Partei, bleibt aber Redaktionsleiter der Sendung. Neu im Konzept war Dr. med. Eckart von Hirschhausen, der in einen eingespielten Kurzfilm über Eileiter und Klinikleiter witzelte. Die Zeit nutzten Pocher und Schmidt im Studio noch für schelle, hektische Absprachen.

Noch vor der Aufzeichnung hatte Schmidt ins Publikum gerufen: «Wir stehen natürlich höllisch unter Druck, denn für uns geht's um Alles». Zum Ende der Show warb der Entertainer dann selbstkritisch bei den Zuschauern um Verständnis. Die Kameras gingen aus nach Schmidts Worten «Sorry, falls die ein oder andere Sache noch nicht ganz so perfekt war in der Premiere».