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Klischees und Langweile in Kindersendungen - Sender müssen umdenken

Auf einem Mediensymposium über die Zukunft der Kindermedien kritisierte sie am Donnerstag in Erfurt, dass vor allem die Mädchensendungen nicht abwechslungsreich genug sind. Dort steht immer ein ganz bestimmter Typus von Heldin im Mittelpunkt: das schöne, starke Mädchen.

Erfurt (dpa) - Mädchen sind schön, Jungen stark. Das entspricht zwar nicht immer der Realität, im Fernsehen ist das aber so. Kinderprogramme sind nach Ansicht der Medienexpertin Maya Götz oft zu einfallslos und klischeehaft: «Es läuft ein Einheitsbrei, weil das kopiert wird, was bereits funktioniert hat. Für Neues fehlt den Programmmachern häufig der Mut.» Auf einem Mediensymposium über die Zukunft der Kindermedien kritisierte sie am Donnerstag in Erfurt, dass vor allem die Mädchensendungen nicht abwechslungsreich genug sind. Dort steht immer ein ganz bestimmter Typus von Heldin im Mittelpunkt: das schöne, starke Mädchen.

«Wir brauchen aber nicht eine Mädchenfigur, sondern zehn Mädchenfiguren, die die ganze Bandbreite von Charakteren abdecken», sagt Götz, die das Internationale Zentralinstitut für Jugend- und Bildungsfernsehen in München leitet. Für eine Studie untersuchte sie mit Kollegen internationale Fernsehprogramme und befragte Kinder zu ihren Vorlieben. Dabei zeigte sich, dass die jungen Zuschauer sich besonders für das Thema «Anerkennung» interessieren - also für Sendungen, in denen Kinder den Erwachsenen zeigen, wo es lang geht. Im Fernsehen bekommen Mädchen aber meist Anerkennung, weil sie gut aussehen. «Am Ende bekommt immer die Schöne den Prinz. In der Realität reicht es aber nicht aus, allein schön zu sein.»

Auch bei den Sendungen für Jungen werden die Realität und die Interessen der Zielgruppe kaum berücksichtigt. So zeigen die öffentlich-rechtlichen Programme Sendungen, in denen Jungen miteinander über ihre Probleme sprechen oder in denen sich die Menschen küssen und umarmen. «Für Jungs ist das unerträglich, sie wollen Handlung sehen», erklärt Götz. Folglich flüchten sie zu den privaten Sendern, die mehr Aktion zeigen - allerdings in Form von Gewalt.

Noch ist Fernsehen bei Kindern und Jugendlichen das Medium Nr. 1. Im Trendsetter-Land USA verbringen 8- bis 18-Jährige rund vier Stunden am Tag vorm Fernseher. Für ihren Computer und für Videospiele nehmen sie sich dagegen nur jeweils eine Stunde Zeit, aber deren Nutzung ist in den letzten Jahren massiv gestiegen. Beim Fernsehen gab es dagegen nur leichte Zuwächse. Nach Ansicht von Horst Stipp, Programmstratege beim amerikanischen Sender NBC müssen sich auch die deutschen Sender auf diese Entwicklung einstellen. «Der Fernseher hat etwas an Boden verloren.»

Dies belegt auch eine Studie von NBC, in der 13- bis 28-Jährige danach befragt wurden, auf welche Medien sie nicht verzichten könnten: Der Computer und das Internet wurden an erster Stelle genannt, danach folgte der Fernseher beziehungsweise das Handy. Jugendliche gucken Filme und Serien nicht mehr nur auf dem Fernseher, sondern auch auf DVD und im Internet. Video-on-demand und Onlineformate spielen deshalb eine immer größere Rolle. Nach Angaben von Stipp achtet NBC bei neuen Sendungen darauf, dass sich diese auch gut online verwerten lassen. Diesem Trend können sich auch die deutschen Sender nicht entziehen. Sie müssen zu Programmlieferanten werden, die ihre Sendungen auf verschiedenen Wegen zu ihren Zuschauern bringen.