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Nachrichtenagentur dapd in der Insolvenz: Wo steckt Mit-Gesellschafter Peter Löw?

Peter Löw, Mehrheitsgesellschafter und damit auch Haupt-Gläubiger der in Insolvenz befindlichen Nachrichtenagentur dapd, kann auch nicht auf allen Hochzeiten zeitgleich tanzen. Um die dapd sollen sich andere kümmern, er hat andere wichtige Termine zu erledigen.

Salzburg - Beat Balzli ist einer dieser Menschenöffner im Journalismus, die selbst die hartgesottenen Unternehmer knacken. Balzli, Jahrgang 1966, ausgezeichnet unter anderem als Wirtschaftsjournalist des Jahres 2009 vom NEWSROOM-Schwesterblatt "Wirtschaftsjournalist" oder mit dem Henri-Nannen-Preis, hat im Jahr 2008, als er noch beim "Spiegel" gearbeitet und nicht Chefredakteur der Schweizer "Handelszeitung" war, Peter Löw interviewt. Und genau erklärt, wie dieser Investor funktioniert. Gar nicht nett.

"Im Orden der Alchemisten", so heißt der Beitrag von Balzli, zeigt, wie Löw denkt. Manchmal tut es doch ganz gut, wenn ein Autor von außen kommt. Und wenn es aus der Schweiz ist. In dem Stück sagt der dapd-Miteigner Sachen wie  "Als ich 18 Jahre alt war, hatte ich drei Ziele: Millionär, Bundeswehr-Hauptmann und Doktortitel", die Balzli notiert und veröffentlicht. Balzli schreibt in dem Spiegel-Stück zudem: "Sein Aufstieg begann vor 17 Jahren an einer Pariser Managerschmiede. Die Unternehmensberatung McKinsey stellte ihn frisch vom Hörsaal ein. Und Löw lieferte - wie fast immer in seinen Erzählungen - gleich ein "granatenmäßig erfolgreiches" Projekt ab. Seine neuen Chefs hatten ihn in die Schweizer Marketingzentrale des österreichischen Glasklunkerimperiums Swarovski geschickt, um der flauen Umsatzstatistik neuen Glanz zu verleihen. Löw brachte den dortigen Manager "schon nach zwei Stunden aus der Ruhe" und verlor danach "den Respekt vor Vorständen". Er flog einmal um den Globus, sorgte in Japan und den USA für Ordnung, danach waren die Österreicher wieder dick im Geschäft - und Löw dem Größenwahn nahe."

Dieser Mann, der das Nachrichtengeschäft aufrollen und damit auch als großer Medien-Unternehmer durchstarten wollte, ist seit Tagen untergetaucht und nicht mehr in der Berliner Zentrale gesehen worden. Wo steckt Dr. Dr. Peter Löw?

Hat er kein Interesse mehr am Mediengeschäft? Oder sich gar mit seinem Studienfreund Martin Vorderwülbecke verkracht? Muss er sich von der Insolvenz erholen, weil sie ihn so mitgenommen, weil sie ihn aus der Bahn geworfen hat?

Der Grund für sein Nicht-Einmischen in Berlin ist wohl viel, viel profaner. Löw sucht neues Personal. Und zwar nicht irgendjemanden, sondern eine Hausdame, eine Gouvernante für sein Anwesen in Starnberg. In der auf seinen Namen veröffentlichten Stellenanzeige heißt es folgendermaßen:

"Sympathische Hausdame/Hauswirtschafterin für Familie mit vielen Kindern am Starnberger See (Deutschland) gesucht. Unternehmer-Familie sucht als Ergänzung des 8-köpfigen Personalteams engagierte, zuverlässige und flexible Hausdame bzw. Hauswirtschafterin mit guten Refernzen. Sie sollten Berufserfahrung haben, deutschsprachig sein und auch an Wochenenden, Feiertagen oder abends bereit sein zu arbeiten. Führerschein erforderlich. Dienstwohnung vorhanden. Kochkenntnisse erwünscht."

Die komplette Stellenanzeige ist bei Gastrojobs.com veröffentlicht, dort finden Interessierte auch die komplette Anschrift und Kontaktdaten, wo sie sich bewerben können. Und wer sich mal informieren möchte, wo er vielleicht in Zukunft arbeiten kann - der amerikanische Suchmaschinen-Gigant Google liefert über seine Maps ein eindrucksvoll detailliertes Bild aus der Vogelperspektive.

Ob für die Stellung dapd-Mitarbeiterinnen, die sich für fähig halten, einem Unternehmerhaushalt als Gouvernante zu dienen, willkommen sind, geht aus der Stellenanzeige leider nicht hervor.

Bülend Ürük

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