Vermischtes
DDP/David Rollik

Berufsaussichten für Technische Redakteure sind blendend

In Deutschland gibt es rund 70 000 so genannte Technische Redakteure. Bedienungsanleitungen- und anweisungen, Handbücher, Reparaturleitfäden, Video-Anleitungen für Spezialanfertigungen, Multimediaprogramme - ihre Aufgabe ist es, Produkte für Laien wie Spezialisten zu erklären und bedienbar zu machen.

Hannover (ddp). Sie steckte, schob, drückte und zog - und brauchte am Ende doch fünf Stunden, um ein paar Holzlatten nach Anleitung zu einem Lattenrost zusammenzubauen. «Das war nur auf einer Seite erklärt», klagt die 26-jährige Belgin Derya. Dazu viel zu ungenau und mit Symbolen, die mehr Verwirrung stifteten als halfen. Auch ihre Kommilitonin Anna Madelung ist frustriert. Vor einigen Wochen hat sie sich einen DVB-T-Receiver gekauft. Digital fernsehen konnte die 25-Jährige damit bislang allerdings nicht. Trotz Bedienungsanleitung gelang es ihr bis heute nicht, die Antenne zu aktivieren.

Für beide ist offensichtlich: Die Anleitungen schrieb kein Profi. Dabei gibt es in Deutschland rund 70 000 so genannte Technische Redakteure. Bedienungsanleitungen- und anweisungen, Handbücher, Reparaturleitfäden, Video-Anleitungen für Spezialanfertigungen, Multimediaprogramme - ihre Aufgabe ist es, Produkte für Laien wie Spezialisten zu erklären und bedienbar zu machen. «Oft sind Anleitungen zu kompliziert oder haben zu viele Fehler», kritisiert Madelung.

Derya und Madelung studieren an der Fachhochschule Hannover in einem Bachelor-Studiengang seit zwei Semestern Technische Redaktion. Nur ein halbes Dutzend Fachhochschulen in Deutschland bieten Studiengänge zum Technischen Redakteur an, daneben gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalisten und Ingenieure durch den Berufsverband Tekom sowie Volontariate.

Der Studienplan im Grundstudium sieht unter anderem professionelles Deutsch, Recherche, Psychologie, Informatik, Gestaltung und Qualitätsmanagement vor. Eine Kombination aus Sprache und Technik, die aber in der Schule zu wenig gefördert wird, meint Andreas Baumert, der an der FH Text und Recherche lehrt. Zu früh werde zwischen Kindern mit Talent für Sprache und Kindern mit Talent für Naturwissenschaften getrennt. Davon abgesehen wiesen viele Bewerber für den Studiengang Defizite in der Rechtschreibung auf, auch die Grundrechenarten bereiteten ihnen Schwierigkeiten. Wer heute eine Bohrmaschine und morgen ein Laborgerät dokumentieren müsse, brauche aber sowohl umfassende sprachliche wie technische Kenntnisse.

«Der Technische Redakteur muss die Fähigkeit haben, eine einfache und verständliche Sprache zu benutzen und gleichzeitig werblich zu formulieren», sagt Baumert. Zudem müsse er die Terminologie der Zielgruppe beherrschen, sich am Markt orientieren. Ziel sei eine «kontrollierte Sprache» mit klar eingegrenztem Wortschatz und begrenzter Syntax. Damit lassen sich die Texte teilweise automatisiert in die 22 Sprachen der EU übersetzen. «Das spart immense Kosten», betont Baumert.

Darüber hinaus müssen Technische Redakteure Informationen über die zu beschreibenden Produkte recherchieren, Zielgruppen analysieren, Grafiken, Bilder und Illustrationen erstellen oder erstellen lassen, sich um Satz und Druck bei Printmedien kümmern, um die Produktion von CDs oder Webseiten. Dabei gibt es festangestellte Technische Redakteure in großen Unternehmen genauso wie Allrounder, kleinere Dienstleister, die für verschiedene Auftraggeber arbeiten und zu unterschiedliche Thematiken. Andere wachsen in eine Spezialisierung hinein.

Die Berufsaussichten für Technische Redakteure sind blendend. «Sie werden uns aus den Händen gerissen», sagt Baumert. Auf bis zu 3000 schätzt er den jährlichen Bedarf der Industrie. Aber nur wenige hundert kommen jeweils ausgebildet auf den Markt.

Ein Grund für den hohen Bedarf sieht Baumert in der Gesetzgebung der EU. Die stelle beispielsweise im Vertrags- und Produkthaftungsrecht große Anforderungen an die technische Dokumentation. «Viele Unternehmen erkennen, dass es ohne nicht mehr geht und sie abgesichert sein muss», sagt Baumert. Wer sich um seine Dokumentation nicht kümmere und Geräte herstelle, die einen Personenschaden verursachen könnten, stehe mit einem Bein im Gefängnis. «Und das begreifen immer mehr.»

(http://www.tekom.de)