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Dominikaner wollen "Corporate Design" stärken

Kloster wirbt um Nachwuchs: Homepage und Flyer für die junge Zielgruppe

Mainz (ddp-rps) - Wenn Dominik mit wehendem Gewand durch die Mainzer Innenstadt spaziert, rufen ihm Kinder manchmal "Harry Potter" hinterher. Tatsächlich gibt es auf den ersten Blick gewisse Ähnlichkeiten: Die runde Brille, der schwarze Umhang. Doch der 22-Jährige ist Bruder des Dominikanerklosters St. Bonifaz in Mainz. Über den Vergleich mit dem Zauberlehrling kann er lachen. "Das ist ganz süß", sagt der Student, "ich mag Harry Potter." Den Habit trägt Dominik freiwillig in der Öffentlichkeit.

Dadurch komme er leichter mit den Menschen ins Gespräch, erklärt er. "Das ist ein äußeres Zeichen, und das ist gut so." An der Uni sei seine Kleidung sowieso kein Thema, er studiere in Mainz Theologie - und Philosophie. "Da sehen alle merkwürdig aus", sagt Dominik und lacht. Einige hätten Rastazöpfe, andere Piercings in der Lippe und er trage eben ein Ordensgewand. Der 22-Jährige ist im Kloster St. Bonifaz derzeit das jüngste Mitglied. In dem Haus leben 13 Brüder, davon acht Patres und fünf Studenten. Der Mainzer Konvent setzt seinen Schwerpunkt auf den Nachwuchs und will für junge Menschen attraktiver werden.

Das Kloster St. Bonifaz sei eine wichtige Ausbildungsstätte, betont der Prior, Pater Josef. Nach dem Noviziat in Worms kommen die jungen Brüder zum Studium nach Mainz. In zwei Wochen ziehen drei neue Bewohner in das moderne Gebäude in der Innenstadt. Der 55-Jährige im grauen Anzug führt stolz durch den Neubau. "Es ist noch nicht alles fertig, aber es wächst", sagt Pater Josef. Die Brüder sind erst vor einigen Monaten umgezogen. Die Räume am Bonifaziusplatz waren zu klein geworden, auch eine zusätzlich in einer Nebenstraße angemietete Wohnung reichte irgendwann nicht mehr aus.

Also wurde eine Baulücke wenige Meter weiter zum Standort des neuen Klosters auserkoren. "Man muss mehr in die Zukunft investieren", betont Pater Josef. Er öffnet die Tür zum Gemeinschaftsraum: Neben einer grauen Couchgarnitur steht ein Flachbildschirm. In der neuen Kapelle hängen noch Kabel aus den unverputzten Wänden. Doch man habe bereits mit Architekten und Künstlern über die Gestaltung des Raums gesprochen, berichtet der Prior. Geplant sei eine Glasfront. Die Kapelle soll im Sommer vom Kardinal eingeweiht werden.

Das Kloster wolle zu einer stärkeren Anlaufstelle für junge Menschen werden, sagt Pater Josef. Zwar sei er mit dem Zuwachs zufrieden, doch mit einem Lächeln fügt er hinzu: "Es kann immer mehr sein." Bundesweit gibt es etwa 160 Dominikaner, ein Großteil davon sind ältere Mitbrüder. Für junge Erwachsene gehöre heute viel Mut dazu, in ein Kloster einzutreten. "Der Gegenwind gegen die Kirchen ist sicher noch da", meint der Prior. Doch es gebe durchaus Jugendliche, für die Karriere und Geld nicht alles sei, die auf Sinnsuche seien. Die Wirtschaftskrise könnte einen weiteren Impuls zum Nachdenken liefern, sagt Pater Josef. "In Krisenzeiten war die Kirche immer auch ein Anlaufpunkt."

Um junge Menschen zu erreichen, wollen die Dominikaner künftig eine professionellere Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Der erste Flyer in schickem Design ist bereits fertig: Es ist eine Ankündigung für eine kostenlose Filmvorführung in der Kirche, gezeigt werden per Beamer Filme des polnischen Kultregisseurs Krzysztof Kieslowski über die sieben Gebote. Unter der Einladung steht die Internetadresse der Homepage des Mainzer Konvents. "Wir müssen heute die modernen Medien nutzen", sagt der Prior. Damit solle die "Corporate Identity" des Klosters gestärkt werden.

Dominik betont, die Dominikaner wollten sich nicht von der Welt abgrenzen. Sein Mitbruder gehe regelmäßig in die Disco tanzen, er selbst stehe mehr auf Wandern. "Doch in erster Linie bin ich hier, um etwas zu tun", sagt er. Er wolle studieren und das Wort Gottes verkünden.