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Gladbeck-Journalist: "Nicht auf Beobachterrolle versteifen"

Leserbrief von Thomas Reinecke, damals action press, heute Kammermann bei UC-TV.

. . . ich stimme den Ausführungen generell zu. Allerdings lassen sie mich eines bemerken. Ich bin damals selber bei dem Geiseldrama zugegen gewesen (als Fotograf für action press, Anm.), habe den Bus in Bremen betreten und habe mit Rösner und Degowski gesprochen. Rösner habe ich dann zu Peter Wüst gebracht damit er ein Interview führen konnte. Damals konnte keiner die jahrelangen Diskussionen um dieses Interview ahnen.

Ich selber habe zwei ältere Frauen auch aus dem Bus bei Rösner und Degowski "losgequatscht" und nach draußen begleitet. Anschließend habe ich einem Polizisten im Gebüsch Informationen über die Bewaffnung der Gangster gegeben und dem Polizisten angeboten mt ihm gemeinsam den Bus erneut zu betreten. Wir haben uns dann beide nicht mehr getraut.

 

Später am Rastplatz an der Autobahn habe ich Rösner beim Tanken des Busses erneut angsprochen und mich länger mit ihn unterhalten. Dabei konnten Peter Wüst und ich die beiden ersten Geiseln aus der Bank, Kassierer und Kassiererin, "losquatschen". Wüst und ich hatten uns als Ersatzgeisel zur Verfügung gestellt, Rösner lies die beiden gehen und Wüst und ich konnten uns auch entfernen ohne das Rösner darauf bestand seine Ersatzgeiseln mit zu nehmen.

 

Es gibt eine Reihe von Vorfällen die in der Gesamtbewertung der damaligen Umstände nie erwähnt worden sind und doch ein anderes Bild der Journalisten vor Ort geben.

 

Ich empfinde heute die Bewertungen des Verhaltens der Journalisten, die damals vor Ort waren, als sehr ungerecht und versichere ihnen eines. Heute würde mich jederzeit als Journalist bei Geiselnahmen als glaubwürdiger Vermittler anbieten und mich nicht nebendran stellen und auf meine Beobachterrolle versteifen, nur weil es einen Codex gibt.

 

Thomas Reinecke