Vermischtes
DAPD

Google fördert neues Berliner Institut mit 4,5 Millionen Euro

Das Institut soll an der juristischen Fakultät der HU sitzen und anfangs etwa zehn Mitarbeiter beschäftigen. Einen Zugriff auf die Datenbanken von Google hätten die Forscher allerdings nicht, wie es hieß.

Berlin (dapd-lbg). Das geplante Internet-Institut in Berlin nimmt Gestalt an. Google fördert das Projekt in den ersten drei Jahren mit insgesamt 4,5 Millionen Euro, wie die beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen am Montag gemeinsam mit Konzernvertretern in den Räumen der Humboldt-Universität (HU) bekannt gaben.

Wenn das "Institut für Internet und Gesellschaft" im Herbst an der juristische Fakultät der HU mit zehn Mitarbeitern seinen Betrieb aufnimmt, soll es vor allem "die vom Internet ausgelösten und verstärkten Veränderungen der Gesellschaft besser verstehen" und "allen Gruppen die Mitgestaltung der digitalen vernetzten Zukunft" ermöglichen. Dies erklärte der Vorstandsvorsitzende von Google, Eric Schmidt, im Frühjahr bei einem Besuch der HU. Bei der Präsentation war er nicht anwesend. In einem Video sagte er: "Das Institut soll einen Beitrag leisten, um die Veränderungen zu beschreiben, die mit der Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologie verbunden sind."

Die Frage, wie ein von Google finanziertes Institut universitären Ansprüchen gerecht werden und objektiv arbeiten könne, musste Max Senges beantworten. Der Google-Vertreter betonte dabei vor allem, Google werde zwar der erste Geldgeber sein, aber nicht der einzige. Auch andere Unternehmen seien gebeten, das Projekt zu fördern. Außerdem denke er an Förderungen vom Bund und der Europäischen Union.

Zwtl.: "Regulation-Watch" geplant

Das Interesse von Google sei, "möglichst viel über die Konsequenzen dieser weltweiten Vernetzung der Information herauszufinden", sagte HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz. Den Forschern wiederum gehe darum, "Möglichkeiten auszuloten, wie wir das Internet verantwortungsvoll nutzen können". Dafür würden Informatiker, Ökonomen, Soziologen und auch Juristen gemeinsam Theorien und Modelle erarbeiten. Auf diesen "Dialog der Wissenschaften" werde "großen Wert" gelegt.

Konkret schwebt den Forschern vor, die Plattform "Regulation-Watch" zu starten, um die politischen Spielregeln für das Internet einem internationalen Vergleich zu unterziehen. Auch die Folgen, die eine Zensur in Ländern wie China für die jeweiligen Angebote habe, werde erforscht. Google hat selbst Probleme, mit seinen Angeboten in den chinesischen Markt vorzustoßen: Der Konzern wehrt sich gegen Zensur. Auch die Medienpolitik und das Urheberrecht sollten erfasst werden.

Neben der HU beteiligen sich die Berliner Universität der Künste und das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB). WZB-Leiterin Jutta Allmendinger sagte, das Projekt sei "kein Weiterbildungsinstitut für Google". Die Forschungsergebnisse würden Google nicht zur Freigabe vorgelegt: "Andernfalls wären wir alle nicht dabei."

Zwtl.: Keine Bedingungen

Die Beteiligten beteuerten, dass Google seiner millionenschweren Förderung zum Trotz keinen Einfluss auf die wissenschaftliche Arbeit nehmen werde. Dafür werde eine Fördergesellschaft gegründet, die unabhängig vom eigentlichen Institut die Finanzierung der Forschung organisiere. "Google stellt für seine 1,5 Millionen Euro pro Jahr keinerlei Bedingungen", sagte WZB-Präsidentin Allmendinger. Olbertz von der HU betonte: "Es wäre ein Missverständnis, wenn jemand annähme, dass Google ein Forschungsinstitut bekommt." Google habe keinen Zugriff auf das Projekt.

Google-Vertreter Senges sagte dazu am Montag: "Dieses Institut wird sich kritisch-konstruktiv mit diesen Fragen auseinandersetzen." Dies könne letztlich durchaus dabei helfen, auch die eigenen Produkte zu verbessern. Das Institut folge allerdings "einem humanistischen Ansatz". Das Institut sei keine Produktschmiede für seinen Geldgeber.