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Henryk M. Broder gibt Preis an Kulturrat zurück

Broder ist auf Deutschen Kulturrat wegen Kritik an "Aspekte"-Bericht über Thilo Sarrazin sauer.

Berlin (dpa) - Der Publizist Henryk M. Broder (64) gibt den Journalistenpreis des Deutschen Kulturrats zurück. Die Kritik des Dachverbands an einem geplanten Beitrag des ZDF-Magazins "Aspekte" (22. Juli, 23.15 Uhr) über den Besuch von Thilo Sarrazin ("Deutschland schafft sich ab") in den Berliner Vierteln Kreuzberg und Neukölln sei "antiaufklärerisch, paternalistisch und reaktionär", schreibt Broder in einem Offenen Brief an den Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, der am Donnerstag in der Zeitung "Die Welt" erscheint. Dort schreibt Broder regelmäßig Kolumnen.

Der Kulturrat hatte Broder und seinem Kollegen Hamed Abdel-Samad den "puk-Journalistenpreis" für die ARD-Reihe "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" verliehen.

Bei dem Besuch Sarrazins mit einem Kamerateam in Kreuzberg und Neukölln war der umstrittene Bestseller-Autor immer wieder beschimpft worden. Zimmermann hatte dazu erklärt, "Aspekte" habe einen "solch vorhersehbaren Eklat" inszeniert. Wer Sarrazin unter sichtbarer Kamera-Beobachtung durch Kreuzberg und Neukölln schicke, kalkuliere mit wütenden Reaktionen.

Dazu erklärte Broder, Zimmermann stelle sich "auf die Seite des Pöbels", der in Teilen von Kreuzberg mittlerweile das Sagen habe. "Selbst wenn Sarrazin und das ZDF vorgehabt hätten, einen Eklat zu inszenieren, so ist das in einer funktionierenden Demokratie, die nicht von Kulturräten verwaltet wird, ein legitimes Mittel, auf Umstände, Missstände und Zustände aufmerksam zu machen, deren Existenz gerne geleugnet wird." Zimmermanns Haltung fördere die Einrichtung von "No-go-Areas", die es in einer offenen Gesellschaft nicht geben dürfe. "Deswegen gebe ich den Preis, den Sie mir verliehen haben, mit sofortiger Wirkung zurück", schrieb Broder.