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Karriere bei der Zeitung – wo gibt’s denn so was?

Am Mittwoch, 28. März, startet das 20. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bremerhaven.

Am morgigen Mittwoch, 28. März, startet das 20. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bremerhaven. Thema: „Faszination Lokaljournalismus. Demokratie braucht Leitmedien“. Am Freitag wird Star-Blogger und Journalist Richard Gutjahr bei der Podiumsdiskussion „Karriere bei der Zeitung – wo gibt’s denn so was?“ auftreten. Im Interview mit newsroom erklärt er, warum die Medien den Kampf um die besten Köpfe nicht wieder verschlafen dürfen und wo die Chancen für Nachwuchsjournalisten zu finden sind.


Ohne Auftrag eines Verlags oder eines Senders haben sie auf Ihrem Blog von der Revolution in Ägypten berichtet. Hat sich diese Arbeit für Sie ausgezahlt?

Es war sehr schwierig, allein schon wegen der technischen Widrigkeiten. Aber die Leser meines Blogs haben direkt Antworten auf ihre Fragen erhalten und unverbrauchte Informationen, die nicht bereits von Agenturen und anderen Medien zigfach wiedergekäut waren. Die Spendenaktion haben die User des Blogs dann selbst initiiert, weil sie gesehen haben, welche  Unkosten ich hatte und wie wichtig die Arbeit war.

Sehen Sie darin eine neue Form des Journalismus für die Zukunft?

Jahrhunderte lang hatten Journalisten keinen Rückkanal. Was das Internet und die Interaktion mit dem Publikum bedeutet,  wissen wir erst seit kurzem. Wir alle befinden uns in einem einzigen soziologischen Experiment, in einer Übergangsphase. Womöglich brauchen wir nicht noch mehr Informationen, sondern Leute, die den Informationsstrom filtern.

Was bedeutet das für die Verdienstmöglichkeiten für die Anbieter von journalistischen Inhalten?

Die herkömmlichen journalistischen Modelle funktionieren nicht mehr richtig, die neuen noch nicht. Da ist es nur logisch, so viele Dinge wie möglich auszuprobieren. Keiner weiß doch, wie genau die Qualifikationen aussehen werden, mit denen man künftig Geld verdienen kann. Gut möglich aber, dass auch viele professionelle Blogger in zehn Jahren gute Einkommen haben werden.  Ich glaube, das Goldene Zeitalter des Journalismus hat noch gar nicht angefangen. Journalisten leben gerade in einer tollen Zeit und der Zement ist noch flüssig.

Und wie toll finden Sie noch den Lokaljournalismus?

Die nachwachsenden Generationen haben eine neue Definition von Lokalität. Für mich sind die New York Times und der Guardian auch Lokalzeitungen. Lokal bedeutet, was mir nahe ist, was mich interessiert und worauf ich ständig zugreifen kann. Klassische Lokalzeitungen müssen globale Themen runterbrechen. Das ist nichts Neues aber klassische Medien müssen sich damit anfreunden, dass ihren Lesern Geschichten aus der ganzen Welt zur Verfügung stehen und ihnen einen echten Mehrwert anbieten.   

Und wie sieht dieser Mehrwert aus?

Lokal - das sind interaktive Landkarten mit Nachrichten aus der Region, eventuell. sogar gepaart mit aktuellen Angeboten, zugeschnitten auf meine Interessen. Das sind Leserkommentare, die mir nahe gehen, weil ich die Menschen kenne, die dort diskutieren. Ein virtueller Stammtisch, an dem ich mich aktiv beteiligen kann. Informationen, die ich beisteuern kann - sei es durch Wetterbilder oder andere Crowdsourcing-Aktionen. Die Leser darf man nicht mehr als passive Wesen begreifen, das halte ich gerade im Lokalen für sehr wichtig.

 

Das Interview führte Andreas Pankratz