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Mit Gesichtserkennung auf der Spur einer RAF-Terroristin

Mit Gesichtserkennung auf der Spur einer RAF-Terroristin Khesrau Behroz (Foto: Pauline Bossdorf)

Khesrau Behroz und sein Team kamen für den ARDPodcast „Legion: Most Wanted“ der untergetauchten Daniela Klette sehr nahe – mit einer Suchmaschine für Gesichter. Wie mächtig ist das Werkzeug?

Stuttgart – Mit einer Suchmaschine für Gesichter gelang, woran die Polizei mehr als 30 Jahre lang scheiterte: Daniela Klette auf die Spur zu kommen, berichtet Sebastian Meineck im aktuellen „medium magazin“. Zu den Vorwürfen gegen die ehemalige RAF-Terroristin gehören ein Sprengstoffanschlag im Jahr 1993 sowie Schüsse auf die US-Botschaft in Bonn 1991. Gemeinsam mit seinem Team vom Produktionsstudio Undone hat der Journalist Khesrau Behroz recherchiert, wo sich Klette aufhalten könnte. Er hielt die Recherche für gescheitert – nur wenige Monate später wurde Klette gefasst.

 

Warum haben Sie sich auf die Suche nach einer untergetauchten Terroristin gemacht?

Khesrau Behroz: Es begann mit einem Hinweis von einem Hörer, den wir im Podcast „Sebastian“ nennen. Er meinte, er hat vielleicht Daniela Klette auf einer Party getroffen. Wir haben beschlossen, dem nachzugehen und diese Recherche als Podcast zu erzählen. Auch wenn es am Ende die Geschichte eines Scheiterns ist.

 

Danach sieht es zuerst aus. Der Hinweis von „Sebastian“ stellt sich als falsch heraus. Ihre Spuren scheinen ins Leere zu laufen. Aber nach der Veröffentlichung passiert der unglaubliche Plottwist: Die Polizei meldet die Festnahme von Daniela Klette. Das ist so seltsam, können Sie das bitte erklären?

Wir fanden das auch sehr seltsam. Seit der Festnahme wissen wir, dass wir Daniela Klette viel näher gekommen waren, als wir dachten. Sie war eine der Frauen, von der wir Fotos im Netz gefunden haben. Aber das wusste die Polizei nicht von uns. Als Journalisten haben wir nicht die  Aufgabe, der Polizei Tipps zu geben. Das LKA spricht von einem „Hinweis aus der Bevölkerung“ im November 2023. Das war, bevor wir den Podcast veröffentlicht haben. Zu dieser Zeit wusste das LKA nur, dass wir zu Klette recherchieren, weil wir dazu Presseanfragen gestellt hatten.

 

Wie hat Sie die Onlinerecherche zu Daniela Klette geführt?

Der erste Schritt war eine Sackgasse. Wir hatten Bilder der Frau, die laut „Sebastian“ Daniela Klette sein könnte, und wir hatten die alten Fahndungsfotos. Es war schwer zu sagen, ob das dieselbe Person ist. Wir haben uns Hilfe von einem kanadischen Kollegen geholt: Michael Colborne vom Recherchenetzwerk Bellingcat. Er hat die Bilder mit Hilfe von Amazon Rekognition verglichen, und er hat uns gesagt: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist das nicht dieselbe Person.

 

Wie funktioniert Amazon Rekognition?

„Es gibt eine Menge Funktionen, eine davon ist ein Gesichter-Vergleich mit Künstlicher Intelligenz. Das heißt, du lädst dort Fotos hoch und die Software vergleicht einzigartige Merkmale im Gesicht, zum Beispiel die Position von Augen, Nase, Kinn. Am Ende spuckt sie einen Zahlenwert aus, der sagt: Mit dieser Wahrscheinlichkeit handelt es sich um dieselbe Person.“

 

Wie die Recherche im Detail funktionierte

 

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