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Nach Ischgl: Journalisten-Witwe klagt Republik Österreich

Nach Ischgl: Journalisten-Witwe klagt Republik Österreich Hannes Schopf

Der pensionierte Chefredakteur Hannes Schopf starb am Karfreitag des Vorjahres an Covid-19 – nach einem Aufenthalt in Ischgl. „Mein Anliegen ist, dass die teils vorsätzlichen Fehler, die in Ischgl passiert sind, in irgendeiner Form Konsequenzen haben“, sagt Sieglinde Schopf. Nun steht der Gerichtstermin fest.

Wien – Hannes Schopf, einst Chefredakteur der Wochenzeitung „Furche“, später Sprecher des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und Vizepräsident des Presseclubs Concordia sowie Ombudsmann des Österreichischen Presserats, starb am Karfreitag des Vorjahres an Covid-19 – nach einem Aufenthalt in Ischgl.


Seine Witwe Sieglinde brachte gemeinsam mit dem Verbraucherschutzverein (VSV) eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich ein. Nachdem die ursprünglich für April geplante erste mündliche Verhandlung der Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich in der Causa Ischgl verschoben worden ist, steht nun ein neuer Termin fest. Der Prozessauftakt soll am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien (LGZ Wien) am 17. September stattfinden. Das teilte der Verbraucherschutzverein (VSV) in einer Aussendung mit.


„Mein Anliegen ist, dass die teils vorsätzlichen Fehler, die in Ischgl passiert sind, in irgendeiner Form Konsequenzen haben“, sagt Schopf zum Magazin „journalist:in“. Ihr Gatte war nicht nur kein Besucher von Après-Ski-Bars, er fuhr auch erst am 7. März 2020 nach Ischgl: „Sein Fall sticht hervor, weil er zu einem Zeitpunkt hinreiste, als die Behörden in Ischgl und Tirol bereits über die Verbreitung des Virus Bescheid wussten und Touristen trotzdem nicht warnten“, beschreibt Schopf.

Am 13. März erfuhr Hannes Schopf auf der Piste durch einen Anruf seiner Frau, dass die Ausreise aus dem Paznauntal am selben Tag gesperrt werden sollte. Da es nicht möglich war, ein Taxi zum Bahnhof Landeck zu bekommen, fuhr Schopf auf Anraten der Hotelierstochter mit einem Shuttlebus: „Dieser war überfüllt und brauchte wegen Polizeikontrollen drei Stunden bis Landeck. Die Vermutung liegt nahe, dass mein Mann sich im Bus angesteckt hat.“

Einige Tage nach seiner Rückkehr ließ sein Geschmackssinn nach und er bekam Fieber. Er wurde positiv getestet. „Das Wort positiv nahm er nicht in den Mund, er war ja während seines 45-jährigen Berufslebens nie krank – er wollte es anscheinend nicht wahrhaben“, erzählt Sieglinde Schopf. Als ihr Mann knapp zwei Wochen nach seiner Rückkehr plötzlich nicht mehr klar sprechen konnte und sich das Fieber stark erhöhte, wurde er mit der Rettung ins Krankenhaus Hollabrunn überführt, später nach St. Pölten. Am 10. April verstarb er ohne Begleitung seiner Familie. „Wir durften ihn nie besuchen und uns auch nicht von ihm verabschieden. Das kann ich nicht überwinden“, sagt seine Frau.

Zumindest, was die Klage betrifft, fühlt sie sich durch den Gedanken gestärkt, dass sie im Sinne ihres Mannes handelt, der sich sehr über die Aussagen des Tiroler Landesrates Tilg im März ärgerte und dem es sein Berufsleben lang um Aufklärung ging. „Mir geht es nicht um eine hohe Schadenssumme, aber man kann zugeben, dass man die Gefährdung der Gesundheit der Gäste und Einheimischen in Kauf genommen hat, um Ischgl rauszuhalten. Ich hoffe, dadurch in Zukunft in ähnlichen Fällen mögliches Leid zu verhindern.“

 

Theresa Steininger