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Online-Schlagzeilen werden negativer und länger – Studie enthüllt Klick-Druck im Journalismus

Eine Studie des Max-Planck-Instituts zeigt: In den vergangenen 20 Jahren sind Überschriften im digitalen Journalismus länger, negativer und stärker auf Klickzahlen ausgerichtet. – mit Folgen für Journalismus und Glaubwürdigkeit.

Berlin – Eine internationale Untersuchung von 40 Millionen Online-Schlagzeilen zeigt: In den vergangenen 20 Jahren sind Überschriften im digitalen Journalismus länger, negativer und stärker auf Klickzahlen ausgerichtet. Die Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung offenbart grundlegende Veränderungen im Stil und der Funktion von Online-Überschriften – mit Folgen für die Glaubwürdigkeit und Gestaltung von Nachrichten.

 

Online-Schlagzeilen: Länger, negativer, klickorientierter
Die Studie analysierte 40 Millionen Schlagzeilen englischsprachiger Online-Medien aus den letzten 20 Jahren. Das Ergebnis: Schlagzeilen sind heute länger, emotionaler und negativer als früher. Dies liegt an der steigenden Bedeutung von Überschriften als Instrument zur Aufmerksamkeitserzeugung im digitalen Wettbewerb.

 

Clickbait-Strategien dominieren
Die Studie zeigt, dass viele Überschriften mit Clickbait-Elementen gestaltet sind – sie verwenden aktive Verben, direkte Ansprachen („du“, „ich“) und Fragewörter („wie“, „warum“), um Neugier zu wecken, ohne viele Informationen preiszugeben. „Unsere Analyse zeigt, dass sich die Sprache von Online-Schlagzeilen über die Jahre hinweg systematisch verändert hat“, erklärt Pietro Nickl, Erstautor der Studie. Diese Veränderung ist unabhängig von der journalistischen Qualität der Medien und wird durch Algorithmen sozialer Netzwerke verstärkt.

 

Negativität und politische Unterschiede
Eine Sentiment-Analyse ergab, dass Überschriften insgesamt negativer geworden sind. Interessanterweise nutzen rechtsgerichtete Medien noch häufiger negativ konnotierte Schlagzeilen als linke oder neutrale Anbieter. Die Studie warnt, dass die Vermischung von Clickbait-Elementen mit seriösem Journalismus langfristig das Vertrauen in Medien untergraben und die Abgrenzung zu manipulativen Inhalten erschweren kann.

 

Zusammenfassung und Ausblick
Die Studie „Linguistic shifts in online news headlines over two decades“ (veröffentlicht in Humanities and Social Sciences Communications) beleuchtet neben Stil- und Sentiment-Änderungen auch die Rolle von Algorithmen, die die Verbreitung bestimmter sprachlicher Merkmale fördern. Zudem diskutiert sie, wie alternative Erfolgskennzahlen wie „tief gelesene Artikel“ die Medienlandschaft nachhaltiger gestalten könnten. Für Journalisten bietet die Studie wichtige Einblicke in die Dynamiken des digitalen Nachrichtenmarkts und den Spagat zwischen Aufmerksamkeit und Qualität.

 

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