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Newsroom – Markus Schuster

Prärie statt Top-Job: Die ungewöhnliche Entscheidung des Jan-Eric Peters

Prärie statt Top-Job: Die ungewöhnliche Entscheidung des Jan-Eric Peters Jan-Eric Peters, 59, Abenteurer (Foto: Axel Springer)

Warum der Journalist durch die USA radelte und wie er den Wandel der Medien analysiert.

Berlin – Er war lange Zeit Chefredakteur der Welt-Gruppe, gründete Upday mit und managte NZZ Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte Jan-Eric Peters die Chance, CEO eines „bekannten Verlags“ zu werden. Er nahm das Angebot nicht an und radelte stattdessen mit seinem Sohn 7.000 Kilometer durch die USA. Warum, erklärt er im „kress pro“-Interview mit Marcus Schuster.

 

Was machen Sie im Moment?

Jan-Eric Peters: Viele Dinge, die mir Spaß machen: Ich entwickle Konzepte für größere Auftraggeber, sammle Spenden bei Charity-Läufen, sitze in Jurys für Journalistenpreise und kümmere mich um meinen Stiftungsfonds, der Medienkompetenz an Schulen fördern soll. Außerdem bin ich als Business Angel bei Start-ups engagiert.

 

Sie waren jahrzehntelang in Führungspositionen. Täuscht der Eindruck, dass Karriere ab einem gewissen Punkt nicht mehr so wichtig ist?

Ich hatte vergangenes Jahr die Chance, CEO eines bekannten Verlags zu werden oder mit einem meiner Söhne quer durch die USA zu radeln, zwei Monate lang. Ich habe mich für die Prärie entschieden, Hitze, Staub und Weite. Ich liebe meinen Beruf und kann mich an kaum einen Tag erinnern, an dem ich nicht gerne ins Büro gegangen bin. Aber die Prioritäten verschieben sich nach 40 Jahren. Natürlich sind solche Top-Jobs spannend und die Angebote toll fürs Ego. Aber nach 480 Likes und Glückwünschen bei Linkedin kommt schnell der Tag, an dem man allein am Schreibtisch sitzt und realisiert, dass man dort die nächsten Jahre verbringt.

 

7.000 Kilometer auf dem Rad. Was macht das mit einem?

Der Körper gewöhnt sich schnell daran. Ich habe mich noch nie so fit gefühlt. Und selbst wenn wir bei mehr als 40 Grad ohne Schatten mal an unsere Grenzen kamen, haben wir uns abends beim Essen schon wieder auf den nächsten Tag gefreut. Man glaubt ja, dass man bei solchen Touren meditativ über tausend Dinge nachdenken kann. Aber es ist viel primitiver, alles kreist um die immer gleichen Fragen: Welche Strecke? Wo essen? Wo schlafen? Das ist sehr befreiend und entspannend, erst recht für einen News-Junkie wie mich. Manchmal haben wir tagelang nichts mitbekommen. Wenn ich nicht Journalist geworden wäre, dann am liebsten Abenteurer. Die nächste Tour ist schon in Planung.

 

Sie haben die News-Plattform „Upday“ für Springer aufgebaut und lange geleitet. Sie soll künftig nur noch automatisiert aus Drittquellen bespielt werden. Schmerzt Sie das?

Es tut mir für das Team leid. In disruptiven Zeiten wie diesen ist aber wenig für die Ewigkeit gebaut. Durch KI werden Reichweitenmodelle ein Kampf, den wir nicht gewinnen können. Da ist „Upday“ nur ein Vorgeschmack.

 

Wer wird künftig noch Reichweiten haben?

Player wie Google. Und die werden mehr davon behalten als bisher und nicht mehr viel an Medien weiterreichen. Deshalb müssen Publisher über Debundling nachdenken, über Vertikalisierung und neue Subscription-Modelle. Wir haben uns ein Vierteljahrhundert damit beschäftigt, das Modell Zeitung, also das „alles für viele“ in die digitale Welt zu übertragen – mit Leidenschaft, aber letztlich nur mäßigem wirtschaftlichen Erfolg. Jetzt kommt die nächste Zeitenwende. Medienmarken brauchen einen neuen Fokus: Spezialisiert in der Nische mit weniger, aber bezahlter Reichweite kann man noch etwas reißen.

 

Zur Person
Jan-Eric Peters volontiert 1984 bei der Wochen­zeitung Der Nord-Berliner” und besucht 1985 die Deutsche Journalistenschule. Bis 1990 studiert er Politik in München. Anschließend führt Peters das Reportagen/Nachrichten-Ressort der Münchener Abendzeitung”. 1995 arbeitet er mit einem Stipendium in US-Redaktionen und geht danach als Vize-Chef­redakteur erst zur Hamburger Morgen­post”, 1997 dann zur Zeitschrift Max”, bei der er später die Leitung übernimmt. 2001 beginnen seine zwei Dekaden im Hause Axel Springer, zunächst als Projekt­entwickler Zeitungs­vorstand. 2002 wird er Chefredakteur der Welt” und der Berliner Morgen­post”, drei Jahre später verantwortet er auch Welt Kompakt”. Ab 2010 vertritt Peters als Chef­redakteur die Welt-Gruppe und führt ab 2012 die Redaktions­gemeinschaft mit der „Berliner Morgenpost“ und dem Hamburger Abendblatt”. Bis Ende 2015 ist er Chefredakteur von WeltN24, danach Chief Product Officer des Nachrichten­angebots Upday. 2021 macht die NZZ Peters zum deutschen Geschäfts­führer. Ende 2022 gehen Peters und das Blatt getrennte Wege. (Quelle: turi2)

 

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