Vermischtes

Print in der Schweiz: Eine Statistik des Grauens

Die neuesten, bisher nicht groß publizierten Auflagezahlen der Schweizer Zeitungstitel kennen nur eine Richtung: abwärts. Mit zwei Ausnahmen.

http://domain.oberauer.com/outgoing/SchweizerJournalist_Tabelle.pngBasel/Zürich – Seit dem 1. September ist die jüngste Auflagenstatistik der Wemf AG für Werbemedienforschung online. Doch Beachtung fand sie bisher praktisch keine. Das mag daran liegen, dass die Wemf erstmals keine Medienmitteilung versandte, oder an den Zahlen selbst, die wirklich deprimierend sind (siehe Tabelle). Mit zwei Ausnahmen. Bei den Tageszeitungen legte die „Südostschweiz“ von Verleger Hanspeter Lebrument leicht zu, von 72.319 auf 73.252 Exemplare, was einem Plus von 1,3 Prozent entspricht. Allerdings ist dies der Integration der neuen „Linth-Zeitung“ geschuldet, die erstmals in der Wemf-Statistik aufscheint. Die „Wochenzeitung“ konnte ihre total verbreitete Auflage hingegen real um 2,3 Prozent steigern. Mit 18.025 Exemplaren bleibt die linke Zeitung aber in ihrer Nische gefangen.

Ansonsten gibt es nicht den leisesten Grund zur Hoffnung, dass sich der Niedergang der Traditionstitel aufhalten ließe. Besonders massiv sind die Verluste beim „Blick“ (minus 11 Prozent auf 107.119 Exemplare), beim „Sonntagsblick“ (minus 13 Prozent auf 129.715 Exemplare) und bei Roger Köppels „Weltwoche“, die ihre Auflage innerhalb von zehn Jahren halbiert hat (von 81.753 auf 41.298 Exemplare) und für das Jahr 2019 mit einem Minus von 9,3 Prozent zu Buche steht. Die Verluste von „Tagesanzeiger“ (minus 7 Prozent auf 130.957 Exemplare) und „NZZ“ (minus 6 Prozent auf 104.460 Exemplare) wirken da schon fast marginal, was sie natürlich nicht sind. 

 

Zu den großen Verliererinnen gehört auch die „Basler Zeitung“, die nach den massiven Verlusten während der Blocher/Somm-Ära auch unter der Obhut von Tamedia untendurch muss. Ein Minus von 7,5 Prozent und eine Auflage von gerade mal noch 40.422 Exemplaren macht sie wohl zur erfolglosesten Schweizer Tageszeitung. Zum Vergleich: 2009, im Jahr vor dem Verkauf an Tettamanti/Blocher, betrug die Auflage noch 88.187 Exemplare. Die in der Folge als Ableger der „Basellandschaftlichen Zeitung“ gegründete „bz Basel“ konnte das Vakuum allerdings nicht wirklich ausfüllen. Zwar stieg die Auflage in den vergangenen Jahren jeweils leicht, doch schon 2018 konnte das Plus der Stadtausgabe die Verluste der Landzeitung nicht mehr ganz wettmachen. In der neuesten Wemf-Statistik taucht die in „bz“ umbenannte Zeitung nur noch im Nordwestschweiz-Verbund auf. 4,4 Prozent beträgt das Minus, die total verbreitete Auflage beträgt noch 24.306. Die Nordwestschweiz verlor leicht mehr, nämlich 5,5 Prozent, während die CH Media-Partnerzeitungen „St. Galler Tagblatt“ (minus 4,7 Prozent) und „Luzerner Zeitung“ (minus 3,4 Prozent) etwas besser dastehen.

 

David Sieber, Chefredaktor „Schweizer Journalist“