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Newsroom – Markus Wiegand

„Rheinische Post“ will um „Aachener Zeitung“ kämpfen

„Rheinische Post“ will um „Aachener Zeitung“ kämpfen Johannes Werle

Warum es jetzt Ärger in Aachen gibt, sagt Geschäftsführer Johannes Werle.

Düsseldorf/Aachen – Die belgische Mediahuis-Gruppe will die Aachener Verlagsgesellschaft übernehmen, die 70 Prozent der Anteile am Medienhaus Aachen hält (u. a. „Aachener Zeitung“). Bei der „Rheinischen Post“, die mit 30 Prozent beteiligt ist, herrscht Unmut. Johannes Werle, Vorsitzender der Geschäftsführung, sagt im „kress pro“-Interview, warum es jetzt Ärger in Aachen gibt. 

 

Ende September hat die belgische Mediahuis-Gruppe angekündigt, die Aachener Verlagsgesellschaft (AVG) zu übernehmen, die 70 Prozent der Anteile am Medienhaus Aachen hält (u. a. „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“). Sie sind dort mit 30 Prozent beteiligt. Was heißt die geplante Übernahme für die Rheinische Post Mediengruppe?

Johannes Werle: Nach unseren Informationen ist dazu noch keine Transaktion finalisiert, sondern nur angekündigt. Wir haben einen Gesellschaftervertrag, der es uns ermöglicht, ein Übernahmeangebot abzugeben. Das prüfen wir aktuell. Ob ein solches Übernahmeangebot auf Gegenliebe stoßen wird, kann ich nicht abschätzen.

 

Es heißt: Es gibt Unstimmigkeiten zwischen der Rheinischen Post Mediengruppe und der Aachener Verlagsgesellschaft, weil Sie in den Verkauf nicht eingebunden waren. Stimmt das?

Wir haben erst wenige Tage vor Aussendung der Pressemitteilung erfahren, dass die AVG-Gesellschafter an Mediahuis verkaufen wollen.

 

Und Ihre Begeisterung darüber hat sich in engen Grenzen gehalten.

Durchaus. Nachdem wir in den vergangenen Jahren eine gute Partnerschaft hatten, hätten wir uns gewünscht, dass man miteinander spricht. Das ist leider nicht geschehen.

 

In Aachen hört man, dass die Rheinische Post Mediengruppe aus kartellrechtlichen Gründen als Käufer ausscheidet.

Ich bin da sehr faktenorientiert. Es gab Ende der 2000er-Jahre einen Versuch der AVG-Gesellschafter, ihre Anteile zu verkaufen, was damals am Kartellamt gescheitert ist. Inzwischen haben sich die Dinge im Kartellrecht entwickelt. Es könnte also Möglichkeiten geben. Mit etwas zeitlichem Vorlauf hätte man eine Voranfrage beim Kartellamt stellen können. Unter Partnern hätte ich mir das genauso gewünscht.

 

Offenbar sind Ihre Chancen eher klein, wenn Sie nicht angesprochen wurden. Das bedeutet: Bald sitzt mit der Mediahuis-Gruppe ein internationaler Zeitungskonzern vor Ihrer Haustür, der rund eine Milliarde Euro Umsatz macht.

Eins ist klar: Mediahuis wird nicht nach Deutschland kommen, um nur in Aachen zu investieren. Aber wir können möglicherweise auch Dinge gemeinsam machen. Wenn Mediahuis künftig unser Partner sein sollte, dann ist das so. Ich verfolge das Unternehmen seit Jahren, das sind Profis. Wir werden aber auch in einer neuen Konstellation größten Wert darauf legen, dass unsere Minderheitenrechte in der Medienhaus Aachen GmbH respektiert werden.

 

Deutsche Zeitungsunternehmen sind beim Thema Übernahmen vorsichtiger. Ist die Idee der Konsolidierung inzwischen an ein Ende gekommen?

Nein. Wir haben selbst positive Erfahrungen gemacht, als wir den „General-Anzeiger“ in Bonn 2018 übernommen haben, der sich seitdem sehr gut entwickelt. Abteilungen wie z. B. die IT und Entgeltabrechnung sind heute in Düsseldorf, gleichzeitig haben wir aber vor Ort in Vertrieb, Marketing und Redaktion investiert. Heute arbeiten mehr Journalisten für den „General-Anzeiger“ als vor der Übernahme. Die Grundidee der Konsolidierung ist richtig, man darf sie aber auch nicht überspannen, dafür sind die Regionen zu unterschiedlich.

 

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