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Südwestdeutsche Medienholding: Ärger trotz guter Zahlen

Südwestdeutsche Medienholding: Ärger trotz guter Zahlen Christian Wegner

Konzernchef Christian Wegner hat kräftig beim Personal gespart, um die Rendite hochzuschrauben. In den Belegschaften sorgt das für Unruhe. Aber auch unter den Gesellschaftern droht plötzlich Ungemach. Vier Fragen und vier Antworten.

Stuttgart – Bei der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) hat Konzernchef Christian Wegner kräftig beim Personal gespart, um die Rendite hochzuschrauben. In den Belegschaften sorgt das für Unruhe. Aber auch unter den Gesellschaftern droht plötzlich Ungemach. Vier Fragen und vier Antworten von „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand in der aktuellen Ausgabe des „Wirtschaftsjournalisten“.

 

1. Wie läuft es bei der SWMH wirklich?
Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) kommuniziert eher defensiv, wenn überhaupt. Daher war es durchaus ein Ereignis, als die Deutsche Presse-Agentur Anfang Mai ein Interview mit Konzernchef Christian Wegner veröffentlichte. Der Manager sprach allerdings hauptsächlich in seiner Rolle als Verlagschef der „Süddeutschen Zeitung“, die er Anfang des Jahres von Stefan Hilscher übernommen hat.

 

Es fiel Wegner allerdings schwer, die erfreuliche Geschäftsentwicklung plakativ zu verpacken, weil die SWMH traditionell nicht über Geschäftszahlen spricht. Seine Botschaft lautete daher: „Erstmals finanzierten alle Abo-Erlöse den gesamten Süddeutschen Verlag. Ich kenne nicht viele Verlage, die sich so finanzieren können.“

 

Tatsächlich hat sich die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) im vergangenen Jahr wirtschaftlich gut entwickelt. Wie genau die Rechnung aufgehen soll, dass allein die Vertriebseinnahmen bereits alle Kosten decken, ließ sich auch auf Nachfrage bei der SWMH nicht erhellen. Im Übrigen verzeichneten auch die „Zeit“ und der „Spiegel“ als Hauptkonkurrenten im Kampf um Digitalabonnenten hervorra- gende Zahlen im vergangenen Jahr.

 

Die „Süddeutsche“ hat 2021 Erlöse von rund 310 Millionen Euro erwirtschaftet. Etwas über 180 Millionen Euro (58 Prozent) stammen inzwischen aus dem Lesermarkt. Seit 2015 hat die SZ die Vertriebserlöse um rund 25 Millionen Euro gesteigert. Haupttreiber dafür sind die Digital

erlöse, daneben hat man die Preise der Printausgabe deutlich angehoben.

 

Das Ergebnis der „Süddeutschen“ vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei höchst erfreulich, heißt es in Gesellschafterkreisen. Die Marge soll im zweistelligen Bereich, aber unter 15 Prozent liegen. Die guten Zahlen liegen auch am scharfen Sparkurs beim Personal. 50 Vollzeitstellen wurden allein in der Redak- tion rasiert, das entspricht fast 10 Prozent.

 

Der Druck aufs Ergebnis bleibt allerdings auch künftig hoch, weiß das Management. Zwischen 2015 und 2021 rauschten die Vermarktungserlöse von 106 Millionen Euro auf rund 70 Millionen Euro nach unten. In nur sechs Jahren sind in der Vermarktung also 36 Millionen Euro verdampft. Und das, obwohl die im April 2021 gestartete Vermarktungskooperation Republic mit der FAZ sich im nationalen Anzeigengeschäft gut entwickelt und auch das Digitalgeschäft anzieht.

 

In Managementkreisen widerspricht man denn auch der These energisch, dass der Sparkurs die Rendite hochtreiben soll. Es gehe darum, die „Süddeutsche“ zukunftsfähig zu machen, heißt es. Sonst drohe eines Tages ein Kahlschlag. Was öffentlich niemand sagt: Es geht auch darum, sich von Mitarbeitern zu trennen, die den Primat des Digitalen in der Redaktion nicht mitgehen wollen oder kön- nen. Künftig soll der Redaktionsetat von immer noch über 50 Millionen Euro im Jahr noch deutlicher aufs Digitale ausgerichtet werden.

 

Einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgen die Manager des Regionalgeschäfts in Stuttgart, der größte Umsatz-Batzen der SWMH. Dort bereitet die Digitalisierung deutlich mehr Mühe als beim Prestigetitel SZ. Das Geschäft mit den Digitalabos muss erst noch entwickelt werden, die Vermarktung steht aber ebenso unter Druck. Bei der Medienholding Süd (u. a. „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nach- richten“) musste Geschäftsführer Herbert Dachs Anfang des Jahres den kräftigen Abbau von 55 Stellen in den Redaktionen verkünden, was ein mehr als kritisches Echo in der Belegschaft und in Stuttgart hervorrief. Zumal die Regionaltitel ohne- hin schon mit deutlich schlankeren Strukturen zurechtkommen müssen als die SZ-Kollegen.

 

Der Umsatz der Medienholding Süd lag im vergangenen Jahr bei 326 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2015 (rund 287 Mio. Euro) hat der Unternehmensbereich seine Erlöse steigern können. Allerdings hat die SWMH sich auch die „Eßlinger Zeitung“ (Umsatz 2015: 66 Mio. Euro) und die „Kreiszeitung Böblinger Bote“ (Umsatz 2016: 10 Mio. Euro) einverleibt. Vom Umsatzzuwachs durch die Käufe ist also nur wenig übrig geblieben. Ein Ebitda-Ergebnis 2021 im unteren zweistelligen Bereich stellte dennoch auch hier die Gesellschafter zufrieden.

 

Bei den Regionaltiteln in Hof, Coburg, Suhl und Bayreuth (Umsatz 2021: rund 96 Mio. Euro) sieht es ganz ähnlich aus. Die strukturellen Rückgänge setzen der Gruppe trotz des Zukaufs des „Nordbayerischen Kuriers“ (Umsatz 2020: 18 Mio. Euro) zu.

 

Als dritte Säule neben SZ und Regionalgeschäft wirtschaftet die SWMH im Bereich Fachinformationen. Hier war Geschäftsführer Karl Ulrich in den vergangenen Jahren mit dem Umbau des Portfolios beschäftigt. So stieß man etwa den schwer defizitären Fachtitel „Werben und Verkaufen“ Ende 2020 an die Ebner Media Group ab. Eigentlich sollten die Fachinformationen wachsen und den Konzern so von der launigen Werbekonjunktur unabhängig machen. Das gelang aber nur teilweise. In den vergangenen Jahren sank der Umsatz und dürfte bei rund 150 Millionen Euro liegen.

 

2. Warum gibt es Ärger bei der „Süddeutschen Zeitung“?

3. Warum gibt es Ärger unter den Gesellschaftern?

4. Wie fest sitzt Christian Wegner im Sattel?

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