Vermischtes
Wirtschaftsjournalist

Wird Google zu einer Art Infrastruktur für den Journalismus?

Wie groß ist die Abhängigkeit der Verlage? Das fragt der "Wirtschaftsjournalist" in seiner aktuellen Ausgabe.

Google und Facebook sind für die Reichweite von journalistischen Angeboten entscheidend. Die Seitenaufrufe, die allein Google auf die Websites deutscher Nachrichtenseiten bringt, haben sich seit 2018 etwa verdoppelt, schätzt die Analytics-Firma Chartbeat. Acht Milliarden Besuche verschaffe Google der Presse in Europa monatlich, heißt es dazu vonseiten des Konzerns. In einigen Medienhäusern machen die Klicks allein von Google etwa ein Viertel des Gesamtbesuchs aus, dahinter rangieren laut Chartbeat Facebook und Instagram.


Auch für die Werbeeinnahmen der Ver
lage sind die Dienste der Konzerne elementar – für viele Publisher gibt es praktisch keine Onlinewerbung ohne Google. Einer Analyse des Tech-Journalisten Matthias Eberl zufolge, die er exklusiv für „medium magazin“ vorgenommen hat, verwenden fast alle großen Tageszeitungen, Magazine und Portale in Deutschland Googles Werbe-Technologie. Über seine Werbeplattform Google Ads vermittelt der Konzern personalisierte Anzeigen an Medien, vielfach nutzen diese auch Google-Server für die Echtzeit-Versteigerung von Anzeichen-Flächen. Rund die Hälfte der Nachrichtenseiten schickt außerdem über Tracking-Tools Daten an Facebook zurück, die der Konzern für Werbung nutzt.


Google und Facebook haben zudem durch ihre Dominanz im Werbegeschäft den Wandel hin zu Abomodellen im digitalen Journalismus beschleunigt. Inzwischen will Google mit „Subscribe with Google“ auch an diesem Modell mit verdienen. Mit dem Dienst können User einfach ihr Google-Konto zum Abschluss eines Digitalabos verwenden. Nach Angaben von Google sind weltweit mehr als 130 Verlage dabei, in Deutschland etwa der „Tagesspiegel“. Auch von Facebook gibt es inzwischen ein ähnliches Angebot, außerdem startete der Konzern jüngst einen Dienst, über den Menschen die Newsletter von Publizistinnen und Publizisten ohne Umweg über einen Verlag abonnieren können.


Zugleich baut Google immer mehr Tools
und Formate eigens für die Presse. Der Konzern bietet etwa mit dem „Journalist Studio“ zwei Tools, die mit der Hilfe von Machine Learning beim Durchsuchen von Dokumenten und der Datenvisualisierung helfen sollen. Gemeinsam mit der Softwareschmiede Wordpress entwickelte Google außerdem Newspack, ein Content-Management-System speziell für Machrichtenorganisationen. Bereits seit längerem sind Dienste wie Google Analytics, Docs und GSuite für viele Redaktionen unverzichtbar. Der Konzern wird damit zu einer Art Infrastruktur für den Journalismus.


Warum investieren Google und Facebook in den Journalismus? Wohin fließen Gelder aus dem Silicon Valley? Welchen Einfluss haben Google und Facebook auf den Journalismus? Und kostet die Nähe zu den Tech-Konzernen unsere kritische Distanz? Das fragen Alexander Fanta und Ingo Dachwitz im aktuellen "Wirtschaftsjournalist". Weiterlesen hier.