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Richtig schreiben für Journalisten: Schlankheitstipp Nummer 2

Richtig schreiben für Journalisten: Schlankheitstipp Nummer 2 Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 48: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache.

Mannheim – Was wäre die Sprache ohne den Ballast von Füllwörtern? Ich habe diese Frage schon in Kolumne 47 beantwortet: einen Tick weniger umständlich. Daher plädiere ich dafür, diese Wörter zu hinterfragen und auf unnütze Begriffe zu verzichten. Hier, in der vorigen und der nächsten Kolumne führe ich überflüssige Formulierungen auf, die mir bei meiner Arbeit immer wieder begegnen. 


Erst kommt gefettet das unnötige Wort, danach folgen in Normalschrift Beispiele und kursiv die Erläuterung. 

Ganz: 
„Viele Regionalzüge fielen ganz aus.“ 
Begründung: Im Beispielsatz geht „ganz" allenfalls als Bekräftigung durch. Nötig ist das Adjektiv aber genauso wenig wie etwa der Zusatz, die Autobahn werde ganz gesperrt. Eben überflüssig wie auch in folgendem Beispielsatz: „Sie kündigten gleich zu Beginn des Kongresses ein ganzes Bündel von Maßnahmen an." 
Gerne mögen: 
„Die Feuerwehr möchte das Projekt gerne fortsetzen."
oder:
„Die Post möchte gerne auf die Zustellung am Montag verzichten."
Begründung: Das Verb „mögen" beinhaltet, dass man etwas gerne macht. 
Gut gefallen:
„Der Auftritt hat ihm gut gefallen."
Begründung: Ähnlich wie „mögen" steckt auch in „gefallen" eine positive Bewertung. Allenfalls wenn man mehr als nur ein schwaches „gut" vergeben möchte, kann man „gefallen" verstärken: „sehr gut, besonders gut, ausgezeichnet gefallen".   
Insgesamt: 
„Dafür wurden Anfang November insgesamt 1022 Bürger interviewt, die mindestens 16 Jahre alt sind."
oder:
„In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft Mannheim, dass die Ermittler insgesamt 19 Beschuldigte namentlich identifiziert haben."
Begründung: Auch ohne  Verwendung von „insgesamt" bleiben die 1022 Bürger 1022 Bürger.
Ebenso drückt „19 Beschuldigte" hier auch ohne Füllwort die Gesamtzahl aus. Hingegen wird „insgesamt" im Printjournalismus gerne verwendet, um zwei Zahlen voneinander zu trennen. Nach dem Muster: „So starben im September 2019 insgesamt 217 Menschen bei Verkehrsunfällen." 
Künftig: 
„Die Branche steht außerdem vor der schwierigen Frage, welche Antriebsart sich künftig durchsetzen wird.“
Begründung: Das Verb steht im Futur und macht „künftig" damit verzichtbar. 
Mehrere: 
„Der Rückversicherer dokumentiert seit mehreren Jahrzehnten die Naturkatastrophen rund um den Globus.“
Begründung: Der Begriff „Jahrzehnte" drückt die Mehrzahl aus. 


Am nächsten Freitag folgt der Abschluss der Diät.

Der vergangene Freitag widmete sich ebenfalls der Verschlankung von Texten

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

 

 

 

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