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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Rächen statt rechen

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten:  Rächen statt rechen Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 142: Stephan Töngi hat ein paar hübsche Fehler zusammengestellt.

Mannheim – Darf Redigieren Spaß machen? Warum nicht, sollte es sogar. Andernfalls wäre das stundenlange Lesen schnell ermüdend.  

 

Darf man dabei über Fehler lachen? Ja, sofern man andere nicht verletzt und bloßstellt. Und man daran denkt, dass man selbst nicht vor Fehlern gefeit ist.

 

Hier ein paar Fehler aus Zeitungen mehrerer Jahrzehnte. Vielleicht zaubern diese auch Ihnen ein Lächeln ins Gesicht. 
 
So war in einer Bildunterschrift einmal von begnadeten statt begnadigten Terroristen die Rede. Ein anderes Mal wurde ein „anus horribilis“ bilanziert, direkt übersetzt also ein „schrecklicher After“. Was war gemeint? Der aus dem Lateinischen stammende Ausdruck „annus horribilis“, also ein „schreckliches Jahr“.

 
Und von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel hieß es 2007 in der Überschrift: „Merkel tritt Putin in Wiesbaden“. Gemeint war: Merkel trifft den russischen Präsidenten. 

 

1952 erschien die Schlagzeile auf der Titelseite: König VI. gestorben. Dass der Brite Georg hieß, wurde schlicht unterschlagen.

 

„IS wütet in Mosambik“ lautete die Überschrift über einer Meldung. Deren Dachzeile lautete: „Terror: Duzende Menschen tot, Hunderte vermisst“. Als aufmerksamer Leser werden Sie sich fragen, warum es ausgerechnet duzende Menschen getroffen hat. Und werden feststellen, dass die unbestimmte Mengenangabe „Dutzende“ gemeint war. Vor diesem Fehler warnt kein Rechtschreibprogramm.

 

Der Fehler dieser Bildunterschrift dürfte nicht jedem gleich ins Auge fallen: „Damit nicht zu viele Eichhörnchen-Babys in der Auffangstation landen, warnt das Tierheim Nürnberg Autofahrer, die Augen offenzuhalten.“ Das Verb warnen ist tückisch, denn oft wird es fälschlich für das Gegenteil dessen verwendet, was man sagen möchte. Wie hier: Die Autofahrer sollten ja gerade ihre Augen offenhalten. Besser wäre gewesen, das Verb „empfiehlt“ einzusetzen. Dann wäre der Satz richtig und leicht verständlich gewesen.

 

In einem Kommentar unter der Überschrift „Rettet die Fritten!“ stand: „Chips, Pommes und andere Produkte aus der Friseuse …“ Die Korrektur „Fritteuse“ folgte in der nächsten Ausgabe. 

 

Aus den Sportnachrichten: „Dass die Schotten in der 35. Minute eine Doppelchance von Scott Arfield und Alfred Morelos nicht nutzten, sollte sich nur wenig später rechen.“ Das Verb „rechen“ begegnet uns eher bei der Gartenarbeit. Hier war das ähnlich klingende und zu schreibende Verb „rächen“ gemeint.

 

Sprachfalle 143 greift einen politischen Begriff auf, den man nicht falsch einsetzen sollte.

Nummer 141 schließt eine Serie mit teils schwierig zu schreibenden Wörtern ab.   

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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