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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Schlechte Laune

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Schlechte Laune Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 107: Stephan Töngi weist auf den feinen Unterschied zwischen den Adjektiven „launig“ und „launisch“ hin.

Mannheim – Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte ist ein Rechtspopulist, der in seinem Reich einen brutalen Kampf gegen Drogen, Süchtige und Dealer führt. Und der das Instrument der politischen Diplomatie eher selten nutzt. Papst Franziskus sowie den damaligen US-Präsidenten Barack Obama nannte er „Hurensohn“. 


Das mag genügen, um nachvollziehen zu können, wie sehr daneben folgender Satz in einer Zeitung war: „Ob der launige Staatschef sich schließlich durchringen wird, den Pakt zu erneuern, ist offen.“ In besagtem Artikel geht es um die Zukunft eines Abkommens der USA mit den Philippinen, das die Anwesenheit von US-Truppen regelt. 

Was war gemeint? Man darf davon ausgehen, dass der Journalist das abwertende Adjektiv „launisch“ verwenden wollte. Dieses bedeutet „launenhaft“, „schnell die Stimmung wechselnd“, „schlecht gelaunt“, „unausgeglichen“. Menschen können launisch sein, das Wetter im April kann etwa in Deutschland launisch sein, aber auch das Glück kann launisch sein (und das überall). 

Was aber steht in dem Satz? Das positiv besetzte Adjektiv „launig“ bedeutet „gut gelaunt“, „geistreich“, „witzig", „humorvoll“. 


Mit Populisten, die Maßnahmen wie in einer Diktatur durchsetzen, bringt man die letztgenannten Eigenschaften im Allgemeinen nicht in Verbindung. 

 

In Sprachfalle 108 geht’s ebenfalls um die Gefahr einer sprachlichen Verirrung.

Nummer 106 widmete sich dem oft überflüssigen Adjektiv „vorherig“.   

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.