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Nachrichtenagenturen: RIA Novosti schult Korrespondenten in Berlin

Wer als Auslandskorrespondent entsandt wird, muss alle Disziplinen beherrschen. Doch das reicht schon lange nicht mehr aus.

 

Berlin - Ohne die richtige Weiterbildung treten auch Auslandskorrespondenten auf der Stelle. Seit gestern werden zwölf Auslandskorrespondenten der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti in Sachen Wirtschaft geschult. 

Nicht irgendwo, sondern in der Friedrichstraße in Berlin.

 

Reuters-Urgestein Keith Stafford schult derzeit in Berlin zwölf RIA-Novosti-Korrespondenten in moderner Finanz- und Wirtschaftsberichterstattung.

 

Dort, im Russischen Haus, sind Journalisten aus 12-RIA-Vertretungen in Europa, Amerika und Asien zu einem viertägigen Seminar zu Finanz- und Wirtschaftsjournalismus zusammengekommen.

Dmitri Gornostajew ist der Leiter der internationalen Redaktion von RIA Novosti. Er erklärt, warum er so großen Wert darauf legt, dass seine Korrespondenten ihre Kenntnisse in der Wirtschaftsberichterstattung vertiefen. „Noch vor ein paar Jahren war Finanzberichterstattung sehr speziell. Man musste nicht wissen, wie Finanz- und Wirtschaftsorganisationen, wie Zentralbanken und Finanzministerien genau funktionieren.“

Wirtschaftsberichterstattung immer wichtiger

Das habe sich dramatisch geändert: „Heute sind gute Grundkenntnisse in Wirtschaft und Finanzen für jeden Journalisten, der im Ausland arbeitet, essentiell. Jeder Korrespondent muss in der Lage sein, in einer langweiligen Rede eines Beamten aus dem Finanzministerium oder aus einem mehrseitigen Bericht eines Unternehmens sofort die eiligen Nachrichten herauszufiltern. Oft sind diese Nachrichten tief in den Zahlen versteckt und nur für Fachleute erkennbar. Dabei haben sie eine große Bedeutung für die nationale, regionale oder gar globale Wirtschaft“, so Dmitri Gornostajew zu Newsroom.de.

Laut Gornostajew verzichten Korrespondenten, die das Wirtschaftswissen nicht mitbringen, auf die wichtigen Finanzthemen und konzentrieren sich in ihren Reportagen eher auf politische Ereignisse oder das Gesellschaftsleben - ein Grund, warum RIA Novosti jetzt mit hohem Aufwand die Korrespondenten weiterbildet.

Für die Schulung hat RIA Novosti Keith Stafford verpflichtet, einen langjährigen, früheren Reuters-Mann, der die Auslandskorrespondenten fit machen soll. Stafford war 35 Jahre in verantwortlicher Position bei Reuters tätig, heute berät er zahlreiche internationale Unternehmen.

Warum RIA Novosti ausgerechnet Berlin für sein Seminar ausgesucht hat, verrät Oleg Schtschedrow, der als Geschäftsführer das Unternehmenszentrum für Schulung und Weiterbildung führt. Deutschland, so Schtschedrow zu Newsroom.de, sei "der weltweit führende Partner Russlands in Europa und die stärkste Volkswirtschaft in der EU und ist deshalb besser als alle andere Länder für solche Seminare geeignet“.

Hintergrund

 

Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti veröffentlicht Nachrichten auch in deutscher Sprache.

 

RIA Novosti gehört zu den größten Nachrichtenagenturen der Welt. Die Agentur, die aus dem Zusammenschluss zweier Dienste im Jahr 1991 entstand und sich seit 1993 in staatlicher Hand befindet, beschäftigt weltweit über 2300 Mitarbeiter, darunter alleine 850 Journalisten.

180 Korrespondenten hat die Staatsagentur weltweit im Einsatz, ihre Beiträge werden rund um die Uhr in 14 Sprachen - neben Russisch unter anderem auch Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Persisch, Arabisch, Japanisch und Chinesisch - verbreitet.

2014 übernimmt RIA Novosti die Aufgaben der Host-Agentur bei den Olympischen Winterspielen, die vom 7. bis zum 23. Februar 2014 in der subtropischen Stadt Sotschi gefeiert werden. Im extra für die Olympischen Spiele in Moskau eingerichteten Newsroom werden 60 Journalisten rund um die Uhr arbeiten und Nachrichten in allen verschiedenen Formaten aufbereiten, mehr als 80 Reporter und Fotografen werden direkt aus den Sportstätten berichten.


Gewaltige Zahlen: RIA Novosti will mehr als 400 Videos, mehr als 150.000 Fotos, über 50.000 Nachrichtentexte und mehr als 350 Infografiken während der Olympischen Winterspiele veröffentlichen.

Bülend Ürük