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dpa

Chefredakteure bestehen nicht mehr auf täglich gedruckter Zeitung

38 Prozent der deutschen Chefredakteure können sich vorstellen, ihr Print-Produkt in Zukunft nur noch an bestimmten Werktagen erscheinen zu lassen.

Berlin (dpa) − Zeitungsverlage in Deutschland rechnen dieses Jahr mit einem leichten Rückgang ihrer Verkaufserlöse bei gedruckten Zeitungen. Zugleich sehen sie im Digitalen einen wachsenden Markt für sich. Das geht aus einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Umfrage des Zeitungsverlegerverbands BDZV hervor.

 

Für die Befragung gaben demnach fast 30 Prozent der Verlage Auskunft und diese Gruppe deckt anteilig annähernd 60 Prozent der gesamten Tageszeitungsauflage ab. Der Verband hatte sich zum sechsten Mal ein Stimmungsbild der Branche eingeholt.

 

Erstmals seit Beginn der Trendumfragen sei es so, dass ein leichter Rückgang der Print-Verkaufserlöse (minus 0,2 Prozent) erwartet wird, hieß es. Seit Jahren gehen die Auflagenzahlen von Zeitungen und Zeitschriften auch wegen des digitalen Wandels zurück. In Deutschland wurden im zweiten Quartal 2019 täglich 13,52 Millionen Tageszeitungsexemplare verkauft.

 

Verlage forcieren zugleich ihre Geschäftsmodelle im Digitalen und sehen dort viele Chancen für sich. Die Umfrage ergab dieses Bild: Während heute 43 Prozent ihre Strategien und Prozesse auf Digital First − also Digitalbereich zuerst − ausrichten, wollen es in drei Jahren 81 Prozent sein. Und 54 Prozent rechnen damit oder gehen eher davon aus, dass die Digitalerlöse die Rückgänge der Print-Umsätze im Jahr 2025 kompensieren könnten − derzeit sind es 9 Prozent.

 

BDZV-Geschäftsführerin Katrin Tischer betonte, dass es bei Verlagen große Schritte im Digitalen gebe. Der Fokus werde auf Paid Content − also Bezahlinhalte im Digitalen − gelegt. 47 Prozent erwarten in diesem Jahr laut Befragung eine Steigerung ihrer Paid-Content-Erlöse um mehr als 20 Prozent.

 

An der Umfrage, die der Verband mit der Beratungsgruppe Schickler erstellte, beteiligten sich zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar den Angaben zufolge 79 Geschäftsführer und Verleger. Darüber hinaus kamen Antworten von 39 Chefredakteuren und 14 Digital-Verlegern. Insgesamt waren es damit 132 Teilnehmer.

 

38 Prozent der befragten Chefredakteure gaben an, dass sie sich vorstellen könnten, ihr Print-Produkt in Zukunft nur noch an bestimmten Werktagen erscheinen zu lassen. Bereits jetzt gibt es Beispiele für solche Bestrebungen: Die überregionale Tageszeitung „taz“ in Berlin arbeitet darauf hin, unter der Woche nur noch digital zu erscheinen.