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BJV startet neue Aktion: Freie Journalisten – unverzichtbar, aber unterbezahlt

BJV startet neue Aktion: Freie Journalisten – unverzichtbar, aber unterbezahlt BJV-Chef Michael Busch. Foto: Michael Anger

Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) hat 2016 zum „Jahr der Freien“ ausgerufen und die geplante Kampagne unter das Bild des Eisbären auf der schmelzenden Scholle gestellt. Mit unterschiedlichen Aktionen will der BJV in den kommenden Monaten auf die schwierigen Arbeitsbedingungen von freien Journalistinnen und Journalisten in Bayern aufmerksam machen.

München - Auf den ersten Blick haben Journalisten und Eisbären eigentlich nichts gemein. Warum der Eisbär dennoch zum Symboltier des „Jahres der Freien 2016“ gekürt wurde, erklärte der BJV-Vorsitzende Michael Busch am Donnerstag bei der Auftaktveranstaltung im Tierpark Hellabrunn so: „Freie Journalisten müssen mit immer härteren Arbeitsbedingungen kämpfen. Sie sind bildlich gesprochen ähnlich in ihrer Existenz bedroht wie der Eisbär auf der schmelzenden Scholle“.


Die Ursachen dafür seien komplex. Redaktionen würden freigestellt, freie Journalisten müssten ihre Rechte oft vollständig an die Verlage abtreten, um Aufträge zu erhalten. Tageszeitungen, Zeitschriften, Online-Medien und Rundfunk seien in Zeiten der Personalknappheit zwar auf freiberufliche Mitarbeiter angewiesen, zahlten für deren Arbeit aber oft nur Honorare, die völlig unangemessen seien.

Verleger ignorieren Mindesthonorare


Bereits 2010 hat sich der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) und ver.di auf gemeinsame Vergütungsregeln für Tageszeitungen geeinigt. Nach diesen Regeln wären bei einer Zeitung mit einer Auflage von unter 10.000 Exemplaren mindestens 47 Cent pro Zeile als Honorar fällig. In der Realität wird kaum die Hälfte bezahlt. Auch im Bereich der Bildjournalisten sind zu niedrige Honorare an der Tagesordnung.


„Es ist unsäglich, wie Verlage diese Mindesthonorare immer noch ignorieren und ihre freien Mitarbeiter teils mit Dumping-Honoraren abspeisen“, sagte Michael Busch bei der Auftaktveranstaltung. Qualitativ hochwertige Arbeit müsse auch fair und angemessen bezahlt werden. Er wies darauf hin, dass einzelne Freie mit Einbußen oder dem totalen Verlust von Aufträgen rechnen müssten, wenn sie sich vor Gericht gegen ihre unfaire Honorierung wehrten. Daher fordert der BJV-Vorsitzende von der Politik ein Klagerecht für Verbände, die bisher nicht berechtigt sind, für ihre Mitglieder gegen die Nichteinhaltung der Vergütungsregeln vor Gericht zu ziehen.

DJV-Studie belegt zu niedrigen Verdienst


Freie Journalisten verdienen fast um die Hälfte weniger als ihre festangestellten Kollegen, hat eine Studie des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) aus dem Jahr 2014 zu den Arbeitsbedingungen freier Journalisten ergeben. Besonders niedrig ist die Honorierung danach bei Freien, die für Tageszeitungen arbeiten. Sie kommen im Schnitt nur auf 1.395 Euro monatlich, bei Publikums-Zeitschriften sind es 2.275 Euro.


Auch die von der Künstlersozialkasse veröffentlichten Zahlen belegen die kritische Einkommenssituation. Dort waren 2015 bundesweit rund 21.300 freiberufliche Journalistinnen und Journalisten angemeldet. Diese müssen für eine Absicherung ihr erwartetes Jahreseinkommen schätzen. Hier lag der Jahresschnitt bei 19.353 Euro, bei freien Journalistinnen sogar nur bei rund 16.729 Euro. Rechercheaufwand und Spesen werden bei der Honorierung in den meisten Fällen nicht adäquat berücksichtigt.

Aktionen und Workshops im „Jahr der Freien“


In den kommenden Monaten finden bayernweit zahlreiche Veranstaltungen zum „Jahr der Freien“ statt, darunter ein Existenzgründertag (12. und 13.3.) sowie Seminare zum Thema Scheinselbständigkeit (30.3.) und zum Datenjournalismus als neues Geschäftsfeld (18.4.) in der BJV-Geschäftsstelle. Ein Höhepunkt des Aktionsjahres ist der FREItag, ein Workshop- und Netzwerktag im Nürnberger Ecksteinhaus (7.10.). (B.Ü.)