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Umweltjournalismus: Lebensgefährliche Recherchen

Weltweit wurden mindestens zehn Umweltjournalisten laut Reporter ohne Grenzen in den vergangenen fünf Jahren getötet.

Berlin – Umweltjournalistinnen und Umweltjournalisten geraten in vielen Ländern der Welt zunehmend unter Druck. Weltweit wurden mindestens zehn Medienschaffende, die zu Umweltthemen berichteten, laut Recherchen von Reporter ohne Grenzen (RSF) in den vergangenen fünf Jahren getötet. Insgesamt zählte RSF in diesem Zeitraum 53 Verletzungen der Pressefreiheit im Zusammenhang mit Umweltjournalismus.

 

Bereits 2015 hatte RSF den Bericht „Feindliches Klima für Umweltjournalisten“ veröffentlicht, in dem eine Reihe von Verstößen aufgelistet sind. Die vor fünf Jahren festgestellten Trends haben sich bestätigt. Im Durchschnitt werden jedes Jahr weltweit zwei Medienschaffende ermordet, weil sie zu Entwaldung, illegalem Bergbau, Landnahme, Umweltverschmutzung und anderen Umweltauswirkungen von Industrie- und Infrastrukturprojekten recherchieren.

 

Im vergangenen Jahrzehnt kamen insgesamt 20 Journalistinnen und Journalisten in Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung über Umweltthemen ums Leben, zehn davon in den vergangenen fünf Jahren. Neun von ihnen wurden nachweislich ermordet – zwei in Kolumbien, je einer in Mexiko, auf den Philippinen und in Myanmar sowie vier in Indien. Darunter ist auch Shubham Mani Tripathi, Reporter der Tageszeitung „Kampu Mai“, der im Juni 2020 erschossen wurde. In einem Facebook-Post kurz vor seinem Tod sagte er, er befürchte, von der „Sandmafia“ getötet zu werden, weil er über Landbeschlagnahmen für den illegalen Sandabbau berichtet habe.

 

Zusätzlich zu den neun, die eindeutig ermordet wurden, starb 2018 im indonesischen Teil Borneos ein Journalist im Gefängnis. Muhammad Yusuf war inhaftiert worden, nachdem er beschuldigt worden war, ein lokales Palmölunternehmen bei seiner Berichterstattung über illegale Landnahme diffamiert zu haben. Seine Frau ist überzeugt, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, da man an seiner Leiche Blutergüsse im Nacken gefunden hat.


Einige Medienschaffende mussten aus Angst um ihr Leben ihr Land verlassen. Wegen seiner Berichterstattung über die Folgen der Umweltverschmutzungen durch internationale Ölkonzerne im Südsudan wurde der Reporter Joseph Oduha schikaniert, inhaftiert, gefoltert und beschuldigt, „die nationale Sicherheit zu gefährden“. 2019 floh er schließlich aus dem Land. Alberto Castaño und María Lourdes Zimmermann, zwei auf Umweltthemen spezialisierte Medienschaffende, flohen aus Kolumbien, aus Angst getötet zu werden. In den vergangenen drei Jahren waren dort Maria Efigenia Vásquez Astudillo und Abelardo Liz ermordet worden, weil sie über die Privatisierung von Land durch führende Wirtschaftskonzerne berichtet hatten.

„Umweltjournalismus ist erheblich gefährlicher geworden als früher und ich denke, dass dies eng mit einem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung der Umwelt zusammenhängt“, sagte Peter Schwartzstein, Spezialist für Umweltfragen im Nahen Osten und Nordafrika sowie Autor des Berichts „Der autoritäre Krieg gegen den Umweltjournalismus“. Er fügt hinzu: „Da die Umweltverschmutzung zunimmt und der Klimawandel zu spüren ist, wächst das öffentliche Bewusstsein für Themen, die früher als Randbelange betrachtet wurden. Das hat den Fokus der Regierungen auf einen Teil der Medien gelenkt, den sie früher als weniger wichtig betrachteten.“

 

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