„Siegener Zeitung“: Konservativ, selbstbewusst, Marktführer

Siegen - Dieter Sobotka übernahm die Chefredaktion der „SZ“ im Jahr 2007, sein Vorgänger Eberhard Winterhager hatte das Blatt von 1981 bis 2007 geprägt, im September 2000 die Mittagszeitung zur Morgenzeitung umgebaut.

Die „Siegener Zeitung“ gilt als eine der wenigen Zeitungen, die sich im Verbreitungsgebiet der heutigen Funke Mediengruppe nicht dem Verlagsriesen aus Essen gebeugt haben.

Obwohl der Medienkonzern über Jahrzehnte zwei unabhängig voneinander agierende Lokalredaktionen vor Ort installiert hatte, blieb die stramm konservative „Siegener Zeitung“, die über eine eigene Vollredaktion verfügt, Leib- und Magenblatt des Siegerländers.

Wie sehr die „Siegener Zeitung“ der Funke Mediengruppe die Stirn bietet, zeigt sich am monatlichen Abopreis, der wohl an keinem anderen Ort in Nordrhein-Westfalen  so niedrig ist wie im Siegerland. So kostet die „Siegener Zeitung“ im Abonnement 23,90 Euro, während der monatliche Preis für „Westfalenpost“ oder „Westfälische Rundschau“ 25,40 Euro beträgt. Kooperationsangebote, die aus Essen an Siegen in der Vergangenheit herangetragen wurden, haben die "SZ"-Eigentümer stets abgelehnt.

Das hängt auch mit der deutlichen lokalen Ausrichtung zusammen. Das erste Buch, bei vielen Tageszeitungen traditionell reserviert für überörtliche Berichterstattung, wird bei der „Siegener Zeitung“ mehrheitlich bestückt mit lokaler Berichterstattung.

Die Tageszeitung befindet sich in Familienbesitz und erscheint im Verlag Vorländer und Rothmaler; Verleger ist Wolfgang Rothmaler, die Geschäftsführung komplettieren Cornelie Rothmaler-Schön und Johannes Rothmaler.

Der inhabergeführte Betrieb blickt auf eine lange Tradition zurück: Seit 1823 ist die Firma Vorländer, Buch- und Offsetdruckerei-Verlag sowie Werbeagentur mit ihren Vorläufern im Zentrum Siegens ansässig. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt zum einen auf der täglichen Produktion der „Siegener Zeitung“, zudem gibt der Verlag den „Siegerländer Wochenanzeiger“ sowie die „Hellerthaler Zeitung“ heraus. Online hat das Unternehmen bislang nur wenige eigene Akzente setzen können. Eine rühmliche Ausnahme ist das Medizin- und Gesundheitsportal Doqtor.de, das als Partnerportal der „Siegener Zeitung“ geführt wird.

Außerdem betreibt die Firma Vorländer eine Akzidenzdruckerei im Buch-, Offset- und Digitaldruck mit kompletter Druckvorstufe und Druckweiterverarbeitung sowie einen Heimat- und Telefonbuchverlag.

Zum größten Medienhaus im Kreis Siegen-Wittgenstein gehören die Agentur Vorländer, eine Multimedia- und Internetabteilung, ein Kundenshopsystem für den Einzelhandel und eine Postzustellfirma, die Post Service Siegerland sowie Radio Siegen. Ein umfangreiches, hochwertiges Immobilien-Portfolio befindet sich ebenfalls im Besitz der Verlegerfamilien und trägt in schwierigen Zeiten zur Unabhängigkeit vom Medienmarkt bei.

So deutliche Kritik, wie die Sportfreunde Siegen jetzt formuliert haben, schlägt der „Siegener Zeitung“ im Heimatmarkt nur selten entgegen.

Bülend Ürük