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Verlage: „Booktuber“ als Draht zur jungen Generation

In den vergangenen Jahren hat die Buchbranche fast 20 Prozent ihrer Käufer verloren. Um junge Menschen zu erreichen, sind die sozialen Medien gefragt.

Leipzig (dpa) − Blogger, Youtuber & Co sind für Buchverlage inzwischen unverzichtbar, um neue und junge Leser zu gewinnen. „Wir können über diese Medien Zielgruppen erreichen, die das klassische Feuilleton nicht mehr anspricht“, sagte der Teamleiter Online-Marketing des Suhrkamp Verlags, Demian Sant'Unione, am Freitag bei einer Podiumsdiskussion auf der Leipziger Buchmesse. „Leute, die gern lesen und darüber reden, sind uns sehr willkommen.»

 

Längst haben die Verlage eigene Ansprechpartner, um Kontakt zu der Szene zu halten. Beim Carlsen Verlag etwa, der auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert ist, sind drei Mitarbeiter ausschließlich dafür zuständig. Es gibt 600 bis 800 aktive „Booktuber“, wie sie sich nennen, in der Datei.

„Wir haben großes Interesse, langfristig mit Bloggern zusammenzuarbeiten, die ihre eigenen Empfehlungen glaubwürdig vertreten“, so Ute Nöth, bei Carlsen verantwortlich für die Beziehungen zu den „Social Influencern“, also den sozial einflussreichen Bloggern.

Als Konkurrenz zum traditionellen Zeitungsfeuilleton verstehen sich die Betroffenen nicht. „Für mich ist das ein anderes Medium“, sagt der Jurist Tilman Winterling (30), der seit einigen Jahren den Blog „54books“ betreibt. „Ich möchte meine Erfahrungen teilen und gucken, ob es außer der eigenen Mutter noch jemanden gibt, der dieses Buch liest.»

Ilke Sayan, die im vergangenen Jahr zu den Buchpreis-Bloggern gehörte, stellt seit 2015 auf ihrem YouTube-Kanal „BuchGeschichten“ ihre Lektüre-Empfehlungen vor. Für sie ist das Wichtigste, das eigene Urteil ehrlich und nachvollziehbar zu begründen. „Glaubwürdigkeit ist das A und O. Wenn ich die Glaubwürdigkeit verliere, kann ich den Kanal gleich schließen“, sagte sie.

Nach Einschätzung auf dem Podium profitieren beide Seiten von der Zusammenarbeit. Die Verlage haben so einen Draht zu jungen Lesern, qualifizierte Blogger bekommen dafür oft kostenlose Leseexemplare zur Verfügung gestellt.

Dennoch sei eine Rezension keine Schleichwerbung, wenn man nicht einfach den Klappentext übernehme, hieß es. „Für den Blog ist es am besten, auch mal einen ordentlichen Verriss rauszuhauen“, so Tilman Winterling. „Aber wenn es am Schluss fünf von fünf Sahnetörtchen werden, ist das auch völlig in Ordnung.»