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Richtig schreiben für Journalisten: Der Genitiv

Richtig schreiben für Journalisten: Der Genitiv Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 24: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Diesmal behandelt er einen Fall, der gerne stiefmütterlich behandelt wird – den Genitiv (Wessen-Fall).

Mannheim – Endet ein Name im Nominativ auf einen Zischlaut - also s, ss, ß, tz, z und x -, dann wird im Genitiv Singular  kein „s“ angehängt, sondern ein Apostroph. Es heißt also: 

Karl Marx' Schriften, Grass' Vergangenheit, Reus' Elfmeter, Lutz' Apotheke, Jonas' Wurf, Siegfried Lenz' Werke, nach Doris' Meinung. 
Und es heißt Mats Hummels' Nationalelf-Karriere, denn das „-s“ am Ende des Vornamens gehört ja schon zu selbigem, hat also mit Genitiv nichts zu tun. Am Apostroph sieht man, dass der Herr Hummels heißen muss, nicht Hummel. 
Die deutsche Regel gilt auch für Namen aus anderen Sprachen, die phonetisch, aber nicht unbedingt geschrieben auf einen Zischlaut enden: Tom Cruise' neuester Film. 

Fremdwörter auf -us oder -os, die sozusagen einen „Migrationshintergrund“ (Latein oder Griechisch) besitzen, haben im Nominativ und Genitiv Singular dieselbe Form, also keinen Apostroph: 
der Status - des Status 
der Exitus - des Exitus 
ebenso Rhythmus, Nationalismus, Sozialismus, Liberalismus, Realismus, Exorzismus, 
Symbolismus ... 
das Chaos - des Chaos 

Wo der Bezug zum Lateinischen nicht mehr so stark besteht, gilt diese Regel nicht mehr: 
der Omnibus - des Omnibusses 

Das passt zwar  nicht in diese Systematik, aber der Aktualität halber nehme ich es hier auf: 
Der Genitiv von Brexit  heißt „des Brexits“. 

Übrigens: Bei Personen klingt die Genitiv-Bildung mit „von“ (... das Ministerium von Klöckner...) nicht so elegant wie die mit -s (... Klöckners Ministerium...). 
  
Wer bei Deklination oder Konjugation sichergehen will, findet die jeweiligen Formen auf der Duden-Homepage (www.duden.de).  

Lesen Sie zum Genitiv auch Sprachkolumne Nummer 3!
 
Am nächsten Freitag löst Töngi die Frage auf, wie es denn nun richtig heißt: dieses Jahres, diesen Jahres … oder geht beides? 
Am vergangenen Freitag stand zurecht/zu Recht im Zentrum.


Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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