Ausbildung
Newsroom

„Vorsicht, Sprachfalle!“- Richtig schreiben für Journalisten

„Vorsicht, Sprachfalle!“- Richtig schreiben für Journalisten Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

Teil 25: Stephan Töngi gibt Tipps für den richtigen Gebrauch der deutschen Sprache. Diesmal geht es um eine Unsicherheit, die vor allem zum Jahresende gehäuft auftritt.

Mannheim – Das Jahresende wird privat wie beruflich gerne dazu genutzt, Bilanz zu ziehen, zurück- oder auch vorauszuschauen. Dann ist etwa vom ersten Halbjahr dieses Jahres oder vom ersten Halbjahr diesen Jahres die Rede. Welche dieser Formulierungen ist nun richtig, welche falsch? Oder sind etwa beide Versionen möglich?

 

Dazu schauen wir uns an, wie dieses Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort) in seiner sächlichen Form dekliniert (gebeugt) wird: 
dieses (Nominativ)
dieses (Genitiv also gleich Nominativ)
diesem (Dativ)
dieses (Akkusativ)

 

Entscheidend für uns ist der Genitiv - und dieser heißt nun mal dieses. So wie der Wessen-Fall von jenes eben jenes heißt.

 

Daran sehen wir, dass die korrekte Form „dieses Jahres" heißen muss. Etwa in einem Beispielsatz wie „Zu Beginn dieses Jahres sah Borussia Dortmund wie der kommende Deutsche Meister aus". Damit vergleichbar muss es beispielsweise auch heißen „im Laufe dieses Monats". 

 

Die Formulierung „diesen Jahres" ist laut Duden jedoch nicht automatisch falsch, sondern zulässig. Sie hat sich über die Jahre als feste Verbindung entwickelt, analog zur korrekten Form „jenen Jahres". Solche Analogbildungen, also Vergleiche mit und Orientierungen an ähnlichen Formen,  helfen einem nicht immer weiter.

 

Wichtig bleibt für uns festzuhalten:
„Dieses Jahres“ lautet die Norm-Form,
„diesen Jahres“ ist trotz allem zulässig.    

Weitere Analogbildungen mit anderen Substantiven (Hauptwörtern) wie 
etwa „… beim Ausbau diesen Daches“ sind falsch.


Am nächsten Freitag geht es um lang/lange. 
Am vergangenen Freitag drehte sich alles um den oft zu kurz kommenden Genitiv.


Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

Top Meldungen aus Ausbildung