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Das Geheimnis erfolgreicher Medienprofis – Chancen nutzen, die andere ausschlagen

Das Geheimnis erfolgreicher Medienprofis – Chancen nutzen, die andere ausschlagen Attila Albert

Berufliche Chancen kommen regelmäßig, allerdings selten, dazu immer zur falschen Zeit. Erfolgreiche Medienprofis erkennen und nutzen sie trotzdem. Mediencoach Attila Albert nennt sieben Schritte, mit denen Sie sich mehr Chancen eröffnen.

Berlin – In meiner bisherigen Zeit in der Medienbranche, immerhin bereits dreieinhalb Jahrzehnte, habe ich viele erstaunliche Aufstiege beobachten können. Ehemalige Kollegen, seinerzeit Reporter oder Redakteure, sind in Chefredaktionen, Geschäftsführungen und Vorstände aufgerückt. Andere haben eigene Unternehmen gegründet, sind manchmal sogar selbst prominent geworden. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: In den meisten Fällen war ihr Erfolg damals nicht zu erwarten. Sie waren talentiert und fleißig, aber das sind viele.

 

Was die Erfolgreichen von anderen unterschied, ist das „Glück der Tüchtigen‟: Diese Medienprofis erkannten Chancen und nutzten sie, wie es ihre Kollegen im Verlag und in der Redaktion nicht taten. Anfangs schien das keinen großen Unterschied zu machen. Glück oder Pech hat ja jeder einmal. Langfristig aber entscheiden chancenorientiertes Denken und Handeln über beruflichen und persönlichen Erfolg. Was heißt das jedoch konkret und wie können Sie sich mehr Chancen eröffnen Sieben Schritte führen dahin.

 

1. Erkennen, dass es immer Chancen gibt

Die erste Einsicht ist, dass es immer Chancen gibt, wie die Zeiten auch gerade sein mögen. Zwar haben die äußeren Umstände (z. B. Wirtschaftslage) einen unbestreitbaren Einfluss, schaffen aber auch gleichzeitig selbst neue Chancen. Beispiel: Wenn die hohe Inflation dafür sorgt, dass viele Menschen weniger ausgeben können, ist das eine Chance für alle, die ihnen helfen, Geld zu sparen (z. B. durch günstigere Angebote, effektivere Abläufe).

 

So denken Sie chancenorientiert: Halten Sie sich nicht mit dem Wunsch auf, dass die Umstände anders sein sollten. Darauf haben Sie meist kaum Einfluss. Überlegen Sie stattdessen intensiv, wie Sie sich die aktuellen Umstände zunutze machen könnten.

 

2. Darauf konzentrieren, was Sie weiterbringt

Chancen registriert zweitens nur, wer nicht ständig abgelenkt und mit anderem beschäftigt ist. Insbesondere folgende Verhaltensweisen halten davon ab, gute Gelegenheiten zu erkennen und zu nutzen: Sich über die eigene Lage beklagen, ständig mit anderen streiten, überfällige Entscheidungen vermeiden (z. B. stattdessen lieber in den Urlaub) und sich vor allem mit anderen befassen. Je weniger Sie davon tun, desto erfolgreicher werden Sie.

 

So denken Sie chancenorientiert: Beschäftigen Sie sich gelegentlich genauer mit Ihren persönlichen Stärken und Schwächen, um zu erkennen, wo Sie sich bisher selbst sabotieren und warum. Wenig hilfreiche Verhaltensweisen lassen sich, einmal erkannt, ändern.

 

3. Zuerst ausprobieren, dann ablehnen

Viele Chancen klingen anfangs gar nicht überzeugend. Man sieht zwar mögliche Vorteile, aber immer auch sofort die Nachteile. Das verleitet dazu, viele gute Gelegenheiten zu früh auszuschlagen. Beispiel: Sie sind bisher Redakteur und erhalten das Angebot, Deskchef zu werden. Damit wären ein formaler Aufstieg und ein höheres Gehalt verbunden. Aber der Job erscheint Ihnen anstregend und recht öde. Daher bewerben Sie sich gar nicht erst.

 

So handeln Sie chancenorientiert: Prüfen Sie auch Chancen, die Sie zunächst nicht begeistern. Besorgen Sie sich fehlende Informationen, holen Sie sich fachkundige Meinungen ein. Probieren Sie erst aus, wie weit Sie kommen, anstatt direkt abzulehnen.

 

4. Wer Probleme anderer löst, kommt weiter

Gerade im beruflichen Kontext ergeben sich Chancen vor allem, weil Hilfe gebraucht wird. Ein Arbeit- oder Auftraggeber kämpft mit Problemen und hofft, dass Sie ihn davon befreien. Beispiel: Eine Redaktion hat eine hohe Fluktuation wegen des schwierigen Betriebsklimas. Man bietet Ihnen eine Position an, die eigentlich zu hoch bezahlt ist, weil man wegen vieler Absagen anderer Bewerber verzweifelt ist. Kein Traumjob, aber eine Chance für Sie.

 

So handeln Sie chancenorientiert: Fokussieren Sie sich, als Angestellter wie als Selbstständiger, ganz darauf, mit welchen Problemen andere kämpfen und wie Sie ihnen konkret helfen können. Werden Sie zum eigenen Vorteil jemand, der andere entlastet.

 

5. Keine perfekte Gelegenheit erwarten

Selbst die größte Chance ist mit Unbequemlichkeiten und Nachteilen verbunden. Etwas anderes sollten Sie gar nicht erst erwarten – und deshalb kein Angebot direkt ausschlagen, weil es nicht perfekt ist. Beispiel: Ein Verlag bietet Ihnen eine gut dotierte Führungsposition an. Aber weit von Ihrem Wohnort entfernt, und weder Sie noch Ihre Familie wollen eigentlich umziehen. Doch sie kann langfristig entscheidend für Ihren weiteren Berufsweg sein.

 

So handeln Sie chancenorientiert: Vermeiden Sie Perfektionismus, also die Hoffnung auf ideale Gelegenheiten. Es gibt sie nicht. Legen Sie stattdessen persönliche Prioritäten fest – was ist für Sie zwingend, was wünschenswert, womit könnten Sie sich arrangieren.

 

6. Schnell reagieren, wenn Sie eine Chance erhalten

Viele Top-Job werden erstaunlich überstürzt und unkonventionell vergeben, weil die Zeit drängt und ein Projekt sofort starten muss. Dann gewinnt, wer kompetent ist, sich aber vor allem schnell – manchmal innerhalb von 24 Stunden – entscheidet und direkt verfügbar macht. Beispiel: Ein Chefredakteur braucht sofort einen neuen Ressortleiter. Er wartet deshalb nicht aufs HR, sondern fragt einen befreundeten Redakteur, der ihm direkt zusagt.

 

So handeln Sie chancenorientiert: Machen Sie sich bewusst, das Kompetenz nicht das einzige oder wichtigste Kriterium ist, auch wenn Sie das falsch finden. Klären Sie vorab Ihre Ziele und Prioritäten, um bei einer Chance sofort entscheiden und handeln zu können.

 

7. Bereit sein, den Preis einer Chance zu zahlen

Wer nicht gerade ein 25-jähriger Single mit WG-Zimmer ist, führt immer ein komplexes Leben voller Verpflichtungen und Abhängigkeiten. Es ist wenig sinnvoll, darauf warten zu wollen, bis es „besser passt“. Dann ist Ihre große Chance vielleicht vorbei. Beispiel: Sie bekommen ein attraktives Jobangebot, müssten dafür aber zeitweise pendeln und langfristig an einen Ort ziehen, der Sie nicht reizt, zudem Ihre Wohnung aufgeben, die Sie sehr mögen.

 

So handeln Sie chancenorientiert: Bedenken Sie, dass kein Karriereschritt für die Ewigkeit ist. Wenn Sie in Zwei- bis Drei-Jahresschritten planen, fällt mancher Kompromis leichter. Nehmen Sie sich nur nicht später durch zu hohe Lebenshaltungskosten jede Beweglichkeit.

 

Chancen kommen regelmäßig, allerdings selten so, wie man es sich vorgestellt hat. Dazu immer zur falschen Zeit. Erfolgreiche Menschen wissen das, erkennen und nutzen gute Gelegenheiten trotzdem. Zudem sind sie bereit, die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen und Unbequemlichkeiten hinzunehmen. Sie wissen nie, wohin Sie eine berufliche Chance langfristig führen wird. Aber so können Sie ausprobieren, was alles möglich ist, anstatt sich später fragen zu müssen, warum Sie sich damals so wenig getraut haben.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: So schaffen Medienprofis den persönlichen Neuanfang

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.