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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Zum Gruseln

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Zum Gruseln Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 93: Stephan Töngi lässt es hier spucken statt spuken.

Mannheim – In einem Text zu Corona hieß es: „Eltern erhalten damit zwei unterschiedliche Tests zur Auswahl: einen Spuktest und einen Nasaltest.“ Etwas weiter im Manuskript stand: „Damit können Eltern ausprobieren, ob der Nasenabstrich oder der Spucktest besser klappt.“ 
Mit dem zweiten Satz ist der/die Autor/in rehabilitiert, der Schreibfehler beruht wohl auf Flüchtigkeit. 

Wovon ich rede? Ach so, ja, es geht um den Spuktest (falsch), von dem bis zum Auftauchen des Spucktests (richtig) niemand gehört haben dürfte. Mit Corona geriet Letzterer plötzlich in aller Munde. 

Die Tätigkeit „spucken“ brauche ich nicht groß zu erklären: Man kann Kirschkerne spucken, im Falle eines Vulkans werden Lava und Asche gespuckt, übertragen kann man in die Hände spucken – jeweils mit einem -c- in der Mitte. Basis ist das Substantiv „die Spucke“, die einem wegbleiben kann und zur Umgangssprache gehört. Weniger salopp ist von Speichel die Rede. 

Die Tätigkeit „spuken“ (von „der Spuk“) lernen Kinder in Gruselgeschichten kennen, etwa wenn es im Schloss spukt (frei nach Reinhard Mey: „Der Mörder ist immer der Gärtner“). Dann stellt man sich flackerndes Kerzenlicht, wabernde Nebel, lebendige Gemälde, quietschende Geheimtüren und giftig lachende, längst verstorbene Schlossherren vor. 

Hoffen wir, dass dem Spuk namens Corona bald ein Ende gesetzt wird – auch mithilfe von Spucktests! 

Die nächste Sprachfalle unterscheidet zwischen Präsenz und Präsens.

Die vorherige Sprachfalle war sozusagen zum Genießen.  

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.


Zum Thema „Besser Schreiben“ sind im Medienfachverlag Oberauer die „Journalisten-Werkstätten“ „Kreatives Schreiben“, „Titel und Teaser“, „Wie Wörter wirken“, „Wie Sätze wirken“, „Wie Texte wirken“ erschienen.

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