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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Lieber genießen als niesen

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Lieber genießen als niesen Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 92: Stephan Töngi macht auf die teils schwierige Konjugation von „genießen“ und „niesen“ aufmerksam.

Mannheim – In der vorausgegangenen Sprachfalle (Nr. 91) habe ich mich mit dem Verb „genesen" beschäftigt. Wenn dessen teils schwierige Formen schwer über die Lippen gehen, ist es einfacher, mit dem Verb „gesund werden“ zu operieren. 

Außerdem kann man bei „genesen“ leicht mit den Formen des ähnlich klingenden Verbs „genießen“ durcheinanderkommen. 


Dieses geht so: 

Präsens Indikativ: 
ich genieße 
du genießt 
er/sie/es genießt 
wir genießen 
ihr genießt 
sie genießen 


Präsens Konjunktiv I: 
ich genieße 
du genießest 
er/sie/es genieße 
wir genießen 
ihr genießet 
sie genießen 

Präteritum Indikativ: 
ich genoss 
du genossest 
er/sie/es genoss 
wir genossen 
ihr genosst 
sie genossen 

Präteritum Konjunktiv II: 
ich genösse 
du genössest 
er/sie/es genösse 
wir genössen 
ihr genösset 
sie genössen 

Imperativ: 
genieß oder genieße! (Singular) 
genießt! (Plural) 

Nun zur Konjugation des Verbs „niesen“ (nonverbal am besten in die Armbeuge oder ins Taschentuch und selbiges wegwerfen!): 
Das Verb wird erfreulicherweise regelmäßig gebeugt, so dass es kaum Probleme bereiten dürfte. 

ABER: Das Partizip II (= Partizip Perfekt) von „niesen“ lautet „geniest“ („ich habe geniest“) und nicht, wie gelegentlich anzutreffen, „genossen“ – das ist vielmehr das Partizip II von „genießen“. 
Ansonsten existiert dieses Wort noch als   

  • Pluralform im Präteritum Indikativ von „genießen“ („Wir genossen den Urlaub“/s. o.) 
  • oder 
  • Substantiv („Genossen“) – und ist hiermit Sozialdemokraten, Sozialisten und Kommunisten als Anrede vorbehalten. 


In der nächsten Sprachfalle wird’s abenteuerlich: Es darf gespu(c)kt werden.

Die vorherige Sprachfalle behandelte das Verb „genesen“.  

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.


Zum Thema „Besser Schreiben“ sind im Medienfachverlag Oberauer die „Journalisten-Werkstätten“ „Kreatives Schreiben“, „Titel und Teaser“, „Wie Wörter wirken“, „Wie Sätze wirken“, „Wie Texte wirken“ erschienen.

 

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