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Mutige Ansage drei Wochen vor Wahl! Österreichs Kanzler streicht Tageszeitung „Österreich“ nach Streit Inserate

„Nur, weil ich bei einer Wahl kandidiere, heißt das noch lange nicht, dass ich alles mitmachen muss“, schrieb der 51-jährige Regierungschef am Montagabend auf Facebook.

Wien (dpa) − Wegen angeblich verleumdender Berichterstattung ist Österreichs Kanzler Christian Kern auf Konfrontationskurs zum Boulevardblatt „Österreich“ gegangen. Knapp drei Wochen vor der Parlamentswahl verhängte der SPÖ-Chef einen Inserate-Boykott der Sozialdemokraten. „Nur, weil ich bei einer Wahl kandidiere, heißt das noch lange nicht, dass ich alles mitmachen muss“, schrieb der 51-jährige Regierungschef am Montagabend auf Facebook. Er sieht eine Kampagne gegen sich. Außerdem will Kern dem Blatt keine Interviews mehr geben.

Die Wiener Gratis-Zeitung „Österreich“ hatte in den vergangenen Tagen groß über ein an die Öffentlichkeit gespieltes internes Papier berichtet, in dem Kern ein Glaskinn attestiert und er als „Prinzessin“ bezeichnet wurde.

Das Blatt mit täglich etwa 500.000 Exemplaren rechtfertigt die mehrfache Berichterstattung über das Kern-Dossier. „Darin wurden − ziemlich schonungslos − auch alle Schwachstellen des Kanzlers (von seiner fehlenden Kritikfähigkeit bis zu seinen „panischen Reaktionen“ auf kritische Zeitungsartikel) aufgezählt“, heißt es in einer Stellungnahme. Die stornierten Inserate haben laut „Österreich“ einen Wert von 50.000 Euro. Das Verhalten Kerns vergleicht die Zeitung mit dem undemokratischen Stil von US-Präsident Donald Trump.

 

Die Zeitung ist für ihre schrille und oft extrem zugespitzte Berichterstattung bekannt. Kerns Vorgänger, Werner Faymann, wurde immer wieder unterstellt, er würde sich "Österreich" mit Anzeigen kaufen, ebenso wie die "Kronen Zeitung" und "Heute". Vor allem aus den Bundesministerien sind Millionen Euro in diese Blätter gesteckt worden, die sich alle drei immer wieder mit Kampagnenjournalismus hervor tun.