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Richtig schreiben für Journalisten: Zu viel Verneinung ist gewagt

Richtig schreiben für Journalisten: Zu viel Verneinung ist gewagt Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 79: Stephan Töngi stellt Ihnen eine riskante Sprachkonstruktion vor, die gerne danebengeht.

Mannheim – der Einsatz des Verbs „verhindern“ plus Anschlusssatz mit „dass ...“ gehört zu den Gefahrenstellen der deutschen Sprache – eine echte Sprachfalle also.  

Drei Beispiele aus der Praxis: 
1 (falsch): „Solches Gedankengut muss konsequent bekämpft werden, auch um zu verhindern, dass nicht die gesamte Truppe unter Generalverdacht gerät.“ 
2 (falsch): „Sie kauft ja schon italienische Staatsanleihen und verhindert, dass Italien nicht noch weiter in den Strudel gerät.“ 
3 (falsch): „Ein Vorratsbehälter verhindert außerdem, dass das Müsli keine anderen Gerüche annimmt.“ 
In jedem dieser Sätze ist die Verneinung des dass-Satzes falsch. Damit stellt dieser Nebensatz auf den Kopf, was er eigentlich aussagen möchte. 

Weil viele Menschen ein optisches Gedächtnis haben, schreibe ich hier die Sätze mit ihrer korrekten Formulierung: 
1 (korrekt): „Solches Gedankengut muss konsequent bekämpft werden, auch um zu verhindern, dass die gesamte Truppe unter Generalverdacht gerät.“ 
2 (korrekt): „Sie kauft ja schon italienische Staatsanleihen und verhindert, dass Italien noch weiter in den Strudel gerät.“ 
3 (korrekt): „Ein Vorratsbehälter verhindert außerdem, dass das Müsli andere Gerüche annimmt.“ 

Ähnliche Probleme begegnen einem auch beim Gebrauch der Verben „mit eingebauter negativer Bedeutung“ wie etwa verbieten, verhüten, warnen, untersagen, bestreiten oder jemanden vor etwas bewahren. Nach den falschen Mustern: „Paul verbot seinem Sohn, das Handy nicht anzufassen“ oder „Paul warnte seinen Sohn, das Handy nicht anzufassen.“ Der Fehler lässt sich damit erklären, dass im Hinterkopf der Satz „Fass mein Handy nicht an!“ seine Wirkung verbreitet. Hängt von diesen Verben ein Nebensatz ab, dann gilt die negative Bedeutung für diesen mit, erklärt der Duden dieses Phänomen. 

Das Ganze betrifft laut Duden auch Verben des Leugnens und Bezweifelns (wie bestreiten, bezweifeln, leugnen, zweifeln).

 

In der Sprachfalle vom nächsten Freitag betrachten wir das schwierige Verb „sich entledigen“.

Die vom vergangenen Freitag beschäftigte sich mit röntgen – rein sprachlich, nicht medizinisch. 

 

Stephan Töngi ist beim „Mannheimer Morgen“ für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er in der Politikredaktion als Redakteur sowie stellvertretender Ressortleiter. Bei seiner Tätigkeit begegnen ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

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