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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: „Hoppenstedt und Heinzelmann“

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: „Hoppenstedt und Heinzelmann“ Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 109: Stephan Töngi stellt schwache und starke Verben einander gegenüber.

Mannheim – Humorist Loriot hat seiner Nachwelt Beobachtungen zu allen Lebenslagen hinterlassen. So beschreibt er auch den Besuch eines Staubsaugerverkäufers, der Frau Hoppenstedt sein Einhand-Modell Heinzelmann mit angeschlossener Trockenhaube zum gleichzeitigen Trocknen der Haare anpreist: „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann.“ 

 

Wenden wir uns der Grammatik zu. Beim Verb „saugen“ könnte das Präteritum Probleme bereiten: Heißt es „du saugtest“ oder „du sogst“? 

 

Laut Duden online sind beide Formen der Vergangenheit korrekt. Je nachdem, wie man es konjugiert, kann „saugen“ ein schwaches oder starkes Verb sein.* 


Zwei Beispiele: Das Baby saugte/sog Milch aus der Brust seiner Mutter. Die Biene saugte/sog Nektar aus den Blüten. 

 

Und wie sieht es im Perfekt aus? „Du hast gesaugt“ oder „du hast gesogen“? Beide Formen stehen gleichberechtigt nebeneinander. 

 

In diese Doppelkategorie schwaches und starkes Verb gehört auch die Bedeutung: mit Mund/Lippen an etwas saugen. Etwa an der Pfeife.

 

Ebenso schwach wie stark kann laut Online-Duden auch die Bedeutung sein, Flüssigkeit in sich aufzunehmen. Zwei Beispiele: Das Löschblatt sog sich voll Tinte. Der Schwamm hat sich voll Wasser gesaugt.

 

Allein die Kategorie schwaches Verb hat saugen in der technischen Bedeutung „mit dem Staubsauger reinigen“: Alex saugte Staub/den Teppich, als sein Handy klingelte.  

 

Das Verb „säugen" gehört zu den schwachen Verben, das Präteritum wird also mit -te gebildet: ich säugte, du säugtest … 

 

Achtung! Das schwache Verb „fragen“ wird im Präsens manchmal falsch gebildet: Dann hört man „du frägst“ sowie „er/sie/es frägt“ – beides gehört ebenso wenig zur Hochsprache wie „du käufst“ und „er/sie/es käuft“. Richtig sind die Formen fragst/fragt sowie kaufst/kauft.

* Ein bisschen Grammatik für alle, die es genauer wissen möchten:
Schwaches (regelmäßiges) Verb: 
In der Vergangenheit (Präteritum) wird -te an den Stamm gehängt. Beispiel: sagen – ich sagte 
Das Perfekt wird mit ge + Stamm + t gebildet: 
Beispiel: sagen – ich habe gesagt

Starkes (unregelmäßiges) Verb: 
In der Vergangenheit (Präteritum) ändert sich der Selbstlaut. 
Beispiele:  fahren – ich fuhr, springen – ich sprang
Das Perfekt wird meistens mit ge + Stamm + en gebildet. 
Manche Verben ändern im Perfekt den Selbstlaut.
Beispiele: fahren – ich bin gefahren, springen – ich bin gesprungen 

 

In Sprachfalle 110 geht’s noch einmal darum, Staub zu saugen. 

Nummer 108 unterschied zwischen „un-“ und „übermenschlich“.

   

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.


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